In Lak Sao von einem Taxifahrer über den Tisch gezogen

In Lak Sao von einem Taxifahrer über den Tisch gezogen

 

Lak Sao, Thalet, Thakhet, Laos 

 

Irgendwie komme ich heute nicht in die Spur.

Ich schreibe in der Früh meine Notizen und bastle noch etwas am Blog. Beim anschließenden Frühstück bin ich dann mit den beiden Mopedlern Christian und Richard verhockt. Melanie ist schon in aller Herrgottsfrüh mit dem Bus weiter. Als ich mein Zimmer und die Zeche zahlen will, stelle ich fest, dass das Eis, das Melanie mit mir gestern Abend geteilt hat, schon von ihr bezahlt wurde. Es beschämt mich, dass das junge Mädel mir Besserverdienenden die Nachspeise bezahlt. Nochmals vielen Dank, Melanie. Eigentlich bin ich um 10.30 Uhr viel zu spät dran, um auf große Tour zu gehen. Die Strecke bis Lak Sao ist zwar nur 55 km lang, aber es geht zumindest am Anfang doch gehörig bergauf.  Nachdem es auch noch sehr heiß ist, wäre ein früherer Start schon von Vorteil gewesen.

Probleme mit der Schaltung 

Die Strecke ist nach wie vor abwechslungsreich, dünn besiedelt, und die Grenze zu Vietnam ist nicht weit. Ein rostiges Schild am Straßenrand weist darauf hin, dass das Gelände hier mit deutscher Hilfe von Bomben und Minen geräumt ist. Als Kind und Jugendlicher war der Vietnamkrieg ein ständiger Begleiter in den Nachrichten. Dass der zum großen Teil auch in Laos stattgefunden hat und dass auch hier ganze Dörfer bombardiert, abgebrannt und ausradiert  wurden, ist den wenigsten bekannt. Der Ho-Chi-Minh-Pfad, auf dem nordvietnamesische Kommunisten ihren Guerillakrieg (spiegelonline) führten, lag zum Teil auf laotischem Gebiet. Ab 1973 wurden über 260 Millionen Bomben über Laos abgeworfen. Damit ist es das meist bombardierte Land der Welt.

Der vergessene Krieg und seine Folgen

Ein kleiner Hinweis. Auf den Fotos ist noch das Wasserzeichen meiner alten Web-Seite hinterlegt. Im Rahmen der Neugestaltung hab ich die Bilder ohne Änderung übernommern.

Nach dem ständigen Auf und Ab freue ich mich auf ein vernünftiges Essen, ein verdientes Feierabendbier und ein weiches Bett. Sieben Kilometer vor dem heutigen Ziel Lak Sao kommt dann extrem starker Gegenwind auf. Jetzt bezahle ich die Rechnung für den späten Aufbruch. Es geht auf ebener Strecke nur noch mit acht bis zehn km/h dem Ziel entgegen.

Lak Sao und das Feierabendbier

Lak Sao ist ein staubiges Kaff, das gefühlt aus nur 50 Handyshops besteht. Das erste Hotel ist ausgebucht, der Nachbarschuppen hat nur muffige Zimmer ohne Fenster.  — SUPER—

Denkt hier keiner an mich? Hallo, ich bin müde, habe Hunger und will Schlafen.

Gegenüber im Motel gibt es dann ein einigermaßen brauchbares Zimmer. In der Dusche geht kein Licht, das Wasser ist nur kalt, die Matratze hatte ein mieses Karma und war im früheren Leben eine Hängematte.  Das schreit geradezu nach Preisverhandlungen. Das geht nicht, die Frau am Empfang ist nur eine Angestellte und die hat strikte Anweisungen, was die Preise betrifft.

Meine Reklamation hat nur einen Teilerfolg, den ein paar Minuten später ist die kaputte Birne im Bad ausgetauscht. Als ich außerdem auf warmes Wasser bestehe, wird in meinem Beisein, hinter dem Haus die Wasserleitung geprüfte. Alle Zimmer werden mit blauen Kunststoffrohren, die auf dem Boden liegen, mit Wasser versorgt. Hier kommt es schon mal vor, dass jemand hängen bleibt und dann das Wasser im Boden versickert. Ich spar mir den Kommentar dazu. Wasser hatte ich ja. Nur der elektrische Durchlauferhitzer hatte keinen Strom. An der Preisschraube kann nicht gedreht werden, allerdings werden mir mit einem Doppelzimmer für 120.000 und eine Muffbude ohne Fenster für 40.000 zwei Alternativen angeboten.

Ne danke, warmes Wasser wird eh überbewertet. Ich such mir lieber was Anständiges zu essen.

Wo bitte gibt`s hier was zu essen

Das im Reiseführer erwähnte Restaurant in unserer Unterkunft hat wegen des starken Windes und der Kälte nicht geöffnet. Leider ist auf der ganzen Straße außer einem Pfannkuchenstand nichts Brauchbares für die Kauleisten zu finden. Der berühmteste Fladen der Welt, nach dem sogar mit dem Bananpancaketrail eine Route benannt ist, und dem jährlich abertausende von Jugendliche folgen, muss vorerst genügen. Für den kleinen Hunger nehme ich zwei der Fladen. Anschließend gibt’s aus dem Tante-Emma-Laden noch zwei Päckchen Kekse und ein Bier.

Mit mir ist noch ein malaiisches Radlerpaar aus Vietnam angekommen. Die haben das gleiche Problem.

Ich bin fix und fertig und schlafe, auch ohne warme Dusche, fast 10 Stunden durch.

Am nächsten Morgen ist der erste Gang zum Supermarkt. Wenigstens ein paar gummige Sandwich oder staubtrockene Kekse werden doch aufzutreiben sein. Der Radlermalaie kommt mir schon mit strahlender Mine entgegen und zeigt mir seinen Schatz. Er hat auf dem Markt Schmalzgebäck entdeckt. Das hol ich mir auch.

Der Baumarkt in Laos

Hier in Lak Sao hat der Begriff Bau-Markt noch seine ursprüngliche Bedeutung. Um die Schaltung zu regulieren, benötige ich einen kleinen Kreuzschraubendreher. Dass das zum Problem wird, hätte ich als OBI, Bauhaus und Häckel verwöhnter Hobbybastler nicht gedacht. Normale Schlitzschraubendreher gibt’s in allen Größen. Kreuzschlitze sind in Laos wahre Exoten. Kein Wunder, die sind bei uns auch erst mit der Erfindung des Akkuschraubers bekannt geworden. Davon sind wir hier in Laos noch ungefähr so weit entfernt wie von der Besiedlung des Mondes. Wenn, dann die normale Größe, einen Kleinen finde ich dann später beim Kinderspielzeug. Hoffentlich ist er so stabil, dass er ein paar Umdrehungen an der Schaltung aushält.

Nagelclipser werden hier an allen Ecken und Enden angeboten. Leider kein passender Schraubenzieher

 

Ordnung ist das halbe Leben
Hier in Laos hat der Begriff Bau-Markt noch seine ursprüngliche Bedeutung.
Breites Spektrum. Motoröl neben Nägeln und Reis.

Kein Bus, dafür ein Taxifahrer

Mein heutiges Tagesziel ist Thalang. Ein kleines Dorf mit zwei Gasthäusern mitten im Stausee. Wegen des Windes und der von anderen Radlern und Mopedfahrern beschriebenen schlechten Straße werde ich mit dem Bus fahren. Gleich hinter dem Markt ist der dazu gehörende Bahnhof. Bei der Frage nach einem Ticket und werde ich an die Minibusse weitergeleitet. Als Erstes folgen die Preisverhandlungen. Jeder tippt die gewünschte Summe in sein Handy. Mein Fahrer will 30.000 Kip, ich handle auf 25.000 runter. Das Fahrrad kommt hinten drauf. Als ich mich zu meinem Fahrrad setzen will, schickt mich ein Kollege auf den Beifahrersitz. Mit Händen und Füßen deutet er mir den starken Wind und den Staub an. Das Angebot nehme ich gerne an.

Mein Fahrer gibt mir zu verstehen, dass er noch schnell zu seiner Frau und zum Tanken muss. Das ist mir egal, ich hab alle Zeit der Welt. Die Strecke ist ca. 55 km lang. In gut 90 Minuten müsste das geschafft sein.

Knöcheltiefer Sand. Hier kommt man nur mit schieben vorwärts
Laotischer Straßenbautrupp

Mörderpiste

Die Strecke erweist sich als die beschriebene Mörderpiste. Zumindest die ersten 20 Kilometer sind eine Baustelle mit Schwerlastverkehr, Schotterstraße und zum Teil knöcheltiefen Sand. Hier kommt man nur mit Schieben durch. Ich sitze geschützt im Auto und bin froh, dass ich alles richtig gemacht habe. — NOCH —

Über den Tisch gezogen

Der Haken kommt noch. Am Ziel drücke ich dem Fahrer die ausgehandelten 25.000 in die Hand. Er schaut ungläubig und tippt auf seinem Handy 250.000 ein. Ich falle aus allen Wolken. Ich erzähle im, dass der Bus hierher nur 10.000 kostet.

Mein Fahrer ist kein Depp. Der steht ihm gegenüber. Er meint, der Bus hat viele Gäste, er nur mich. Er zeigt auf den Tankdeckel und meint, dass das Benzin bis hierher schon 100.000 Kip kostet. Ich fahr mit dem Rad und hab mich bisher nicht mit Benzinpreisen beschäftigt. Keine Ahnung, was der Sprit kostet und was die kleine Karre schluckt. Jetzt mischt sich auch noch seine Alte ein. Die war, das hab ich gar nicht bemerkt, die ganze Zeit auf dem Pritschenwagen hinten gesessen. Die hat er mit meinem Geld schnell mal zu einem Besuch hierher mitgenommen. Im Nachhinein bedaure ich, dass der Staub und Wind nicht stärker waren. Das hätte ich der Alten gegönnt. Der Nachbar an der Haltestelle wird auch noch lauthals in die Diskussion mit einbezogen.

Gott sei Dank hab ich das Geld, das ich abgehoben hab, in der Gürteltasche versteckt. Ich zeig ihm meinen Geldbeutel, in dem genau noch 200.000 Kip sind. Wenn ich ihm die gebe, sind die futsch. Ich lasse alle stehen und geh in den kleinen Shop auf der anderen Straßenseite und kauf ein Cola, nur, um an kleine Scheine zu kommen. Wieder zurück sitzen, die Drei immer noch auf der Ladefläche des Autos und warten.

Mein Gegenüber versteht sein Handwerk. Gegen den hab ich keine Chance. Er ist ausgebufft und ohne Skrupel.

Ich bin inzwischen total verunsichert und überleg, wie ich aus der Nummer rauskomme. Es geht hier nicht um riesige Summen. Es geht darum, ob ich über den Tisch gezogen werde oder nicht.

Verhandlungsbasis

25.000 Kip (wie ausgehandelt) sind 2,70 €.

300.000 Kip sind 33,00  €

Das bekommt der keinen Fall.

Ich lass mich auf 100.000 ein. Er besteht auf 250.000. Ich zeig ihm zum wiederholten Mal den Geldbeutel und erkläre ihn, dass ich nicht mehr hab, noch ein Zimmer und was zu essen brauch. Letztendlich drück ich ihm 150.000 (16,60€) in die Hand und lass ihn stehen. Ich hab so ne Wut im Bauch. Ich könnte alle Laoten im Stausee versenken und mich am Schluss hinter den Minibus werfen.

Merke: In Zukunft wird der Preis vorher in die Hand geschrieben, damit ist ein Missverständnis oder ein Betrug ausgeschlossen.

Das von Rita vorgeschlagen Gästehaus hat geschlossen und so lande ich im Sawadee2 einer im Loose aufgeführten Backpackerunterkunft.

Ich bin mir zwar sicher, dass ich über den Tisch gezogen wurde, frag aber im Resort nochmals nach, was die Weiterfahrt nach Thakhek kostet. Das ist gut ein Drittel weiter als bisher und kostet 70.000. Da hab ich den Beweis, dass ich einem kleinen Ganoven auf den Leim gegangen bin. Das wurmt mich nicht nur den ganzen Nachmittag, sondern auch noch Tage später.

Heute ist ein Sch…..tag

Nach einem kräftigen Frühstück spaziere ich noch am See entlang ins Dorf und justiere anschließend meine Schaltung. Dabei stelle ich fest, dass der Taxiganove beim Abladen das Kabel vom Tachometer abgerissen hat. Heute ist ein Scheißtag. Ich wiederhole es nochmals laut: Heute ist ein Scheißtag.

Abgestorbene Bäume im Stausee..
Dorfidylle in Thalet.

Backpacker unter sich

Gegen 16.00 tuckern dann die ersten Mopedfahrer aus Thakhek ein. Der Loop wird in der Regel genau umgekehrt gefahren, wie ich unterwegs bin. Die Unterkunft ist in den Backpackerkreisen bekannt. Es wird ein Lagerfeuer angezündet und sofort sitzt man zusammen und quatscht. Lagersprache ist natürlich englisch. Keiner macht sich die Mühe 200 zum See oder in den Ort zu gehen. Ich stell zum wiederholten Male fest, dass Backpacker zwar Leute kennenlernen. Aber nur die aus Ihren eigenen Reihen. Land und Leute, sprich die Einheimischen kommen in den meisten Fällen nur in Form von Hotelpersonal und Mopedverleiher vor. (Backpackers Traum)

Das Lagerleben geht bis Mitternacht. Mich stört das nicht. Ich bin mit dem Blog im Hintertreffen und schreibe, in die Bettdecke gewickelt, fast genauso lang. Es ist wegen des Windes wieder mal recht kalt und die Hütten aus Bambusmatten sind eigentlich kein rechter Schutz.

Minibus oder Fahrrad

Beim Frühstück frag ich nochmals nach dem Tuk-Tuk zur Weiterfahrt. Die Aussage des Mädels an der Rezeption erscheint mir sehr zweifelhaft. Mir geht’s körperlich gut und somit beschließe ich die Strecke, entgegen meinen gestrigen Frustplanungen trotz des Windes mit dem Rad zu fahren. Es ist noch ziemlich frisch, macht aber trotzdem Spaß. Bei jeder Umdrehung meines Rades genießen die Gehirnzellen die schöne Morgenstimmung und freuen sich, dass sie einem dieser Tuk-Tuk-Ganoven keine weiteren 70.000 Kip in den Rachen geworfen haben.

Morgenstimmung am Stausee…

 

Es geht zuerst etwas wellig voran, dann ein letzter Berg, diesmal abwärts, dann immer geradeaus. Die letzten 60 km hab ich immer richtig guten Rückenwind und denke das mit dem Karma gilt ja Gott (Buddha) sei Dank für Buddhisten. (Mieses Karma)

Die Landschaft mit den Karstbergen ist für manchen Fotostopp gut. Die ausgeschilderten Höhlen interessieren mich nicht. Das überlasse ich den zahlreichen Mopedfahrern, die hier ihre Looprunde beginnen.

Immer wieder eine Pause für ein Foto

Muss ich entgegen den Angaben meines Navis in der Regel immer 60 bis 90 Minuten länger einplanen, bin ich heute, dank Windunterstützung, schon 30 Minuten eher am Ziel.

Einfache Landwirtschaftliche Geräte
Zum Wenden bitte Absteigen.

Ich hab übrigens immer wieder darauf geachtet, wann mich der Minibus überholt, mit dem ich eigentlich fahren wollte. Mir sind einige dieser Fahrzeuge entgegengekommen, aber überholt hat mich erst kurz vor Thakhet eins. Wer weiß, wo der hergekommen ist, wann und wo ich da gelandet wäre. Und….zu welchem Preis???????

In Thakhet gibt’s zuerst was zu essen, ein Bett für die Nacht und dann den gefühlt tausendsten kitschigen Sonnenuntergang am Mekong.

Der Mekong bei Thakhet

Ist euch schon mal so ergangen? Wo hat man euch über den Tisch gezogen.

Hier die Route auf Komoot

43 Rad: Laos – Thalet – Thaket – https://www.komoot.de/tour/1409586777

42 Minibus: Laos – Lak sao – Thalet – https://www.komoot.de/tour/1409585141

Werbung

Alle auf dieser Seite genannten Produkte, Hotels, Veranstalter usw. wurden von mir selber bezahlt. Ich habe keine Vergünstigung erhalten.  Sollte es Produkte geben, für die ich eine Provision bekomme, sind die mit einem Werbehinweis versehen.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert