Staub fressen auf dem Weg von nach Vientiane

 

Staub fressen auf dem Weg von nach Vientiane.

 

—-  Laos, Vang Vieng, Thalat, Vientiane  —-

Ich hab mich in Vang Vieng erholt, die Daten von der Kamera gesichert und zwei Seiten in den Blog gestellt. Auch hier muss ich feststellen, dass Blogsarbeit ganz schön Zeit in Anspruch nimmt. Zugegeben, mit besserer Ausrüstung wäre zumindest das Sichern von Daten etwas schneller gegangen. Aber die Schreibarbeit knabbert trotzdem gewaltig am Reisezeitplan.

Ausgeruht und aller Büroarbeit befreit, kann es weiter gehen. Als nächstes Ziel steht Vientiane, die laotische Hauptstadt, auf dem Programm. Das sind ca. 190 km, die auf zwei Etappen zu bewältigen sind.

Nach einem ausgiebigen Baguette-Frühstück, wer weiß wann es wieder was g’scheits zum Essen gibt, geht’s los.
Die heutigen Gasthäuser sind ca. 60 km 80 oder 102 km entfernt. Mal sehen welches mir zusagt. Schon bald nach Vang Vieng endet der Asphalt. Die ehemalige Asphaltstraße wird zur Schotterpiste die immer wieder abgeschoben, neu geplättet und gewalzt. So entsteht eine verhältnismäßig gute Fahrbahn. Warum nicht asphaltiert wird, weiß vermutlich nicht mal der große kommunistische Parteivorsitzende.

Staub fressen

Ungefähr 30 km später ist dann auch damit Schluss. Es folgt ein staubiges, löchriges Etwas, das bei uns nicht mal als Feldweg genutzt würde. Und wir reden hier von der Straße 13 der einzigen Nord-Süd-Verbindung des Landes

Staubige Angelegenheit

Die Geländewagen brettern durch als wäre es Parkett, die Pkw und Minibusse umfahren jedes Loch und ignorieren jede vorgeschriebene Straßenseite. Als Radler bist du auf der rechten Seite immer nur am Ausweichen und Staub schlucken.

Ich dachte immer Bananenstauden sind grün????
Wenn ich hier eine Panne gehabt hätte wären meine Haare wieder jugendlich rot.

Probleme mit meinem RR

Mit zunehmender Strecke wird das Rad immer schwammige. Irgendwann stell ich fest, dass sich der Sattel auf der neuen, gefederte Sattelstütze nach rechts und links bewegt. Das heißt, ich kann das Gleichgewicht am Rad mit dem Hintern nicht mehr exakt ausgleichen. Alle hinter mir fahrenden Autofahrer haben zwei Möglichkeiten: Wau, was ist das für ein wackelnder Knackarsch oder……… schon wieder ein besoffener Radler, der Schlangenlinien fährt. Da ich außer Wasser nichts getrunken habe, gefällt mir ersteres besser.

Mehr als 25 km/h den Berg herunter ist nicht mehr drin. Mir schlafen auch die Finger und Handballen ein da, ich krampfhaft den Lenker halte. Mit der Zeit steigert sich der Frust und die Gedanken fressen sich fest. Die Sattelstütze kaputt, ein Schlagloch nach dem anderen und dann noch der Staub. Da ist kein Platz mehr für andere Gedanken. Immer wieder überlege ich, ob ich nicht in einen Minibus steigen soll. Aber auch so kommt man vorwärts. 20 km vor meinem Ziel geht’s in einen kleinen Feldweg der mich zur 10er Straße bringt. Somit hat sich diese Diskussion auch erledigt. Das Problem sollte ich bis nach Hause mit mir rumschleppen. Ursache war ein defektes Lager an der Vordergabel.

Tiermarkt am Straßenrand

Die Märkte am Straßenrand sind interessant und lassen aber den Appetit auf Fleisch verstummen. Wie schon im Norden bemerkt, wird in Laos alles geschossen, gefangen und gegessen, was sich bewegt. Normalerweise ist der Dschungel wegen der vielen nachtaktiven Tiere nachts lauter als am Tag. Hier in Laos herrscht in der Dunkelheit Totenstille.

Alles was sich mal bewegt hat kann man in Laos auf dem Markt kaufen
getrocknete Fledermaus
Knochenreste
Lebendige Ratten

Aus diesem Grund hab ich mich unterwegs lieber an den kleinen Tante Emma Läden angehalten und den Magen mit Wasser mit staubtrockenen Keksen gefüllt.

Kinder am Straßenrand verkaufen Fisch

 

Die Jungs wollten auch ans große Geld. Als ich abgestiegen bin, um zu Fotografieren, rutschte ihnen für ein paar Minuten das Herz in die Hose.

Was sie allerdings verkaufen hab ich nicht mitbekommen. – Wollte es auch nicht Wissen.
Ich war mir zuerst nicht sicher wer von den beiden noch lebt……..…..
……..…..und sie bewegt sich doch!!!!
Hier wird frisch gekochter Mais verkauft
Familienbetrieb

 

Hier gibt`s gekochten Mais. Immer wenn einer vorbeifährt, egal ob Fahrrad, Moped oder Auto, springt eine der Frauen zum Topf und winkt mit dem Deckel. Warum können die nicht einen guten bayrischen Wurstsalat verkaufen???

Laotischer Straßenbau

Bei Phone Hong  (Phonehong) muss ich von der 13er Straße auf die 10er abbiegen. Das ist zuerst eine normale zweispurige Straße, die stellenweise in Laotengeschwindigkeit, nach staatlichen Vorgabe, vierspurig und schwachsinnig geplant, ausgebaut wird. In der Mitte wird mit einer Betonmaschine von fünf bis sechs Arbeitern eine durchgehende 50 cm breite Begrenzung betoniert. Da die Straße ca. 10 km lang ist,  dauert das noch etwas. Ich hab auf der ganzen Strecke zwei Bautrupps in dieser Stärke gesehen. Wie schwachsinnig das ist, merkt man erst wenn man auf der anderen Straßenseite schnell was kaufen will. Man muss ca. 1.5 weit fahren, bis ein Abbiegen möglich ist. Beim Rückweg natürlich genauso. Das heißt, im ungünstigsten Fall ist hier die Fahrt zum Geschäft genau gegenüber drei Kilometer lang. Hier wird ein Ort systematisch getrennt. Von der rechten Straßenseite auf die linke zu wechseln, ist fast nicht mehr möglich. Ich frag mich, warum das in einem Land notwendig ist, in dem bisher die Mopeds und die Fahrräder das Straßenbild prägen. Autos sind hier immer noch Mangelware.

Neubau einer vierspurigen Straße für eine Handvoll Autos

Fahrradreparatur nach laotischer Art

Rechts und links vom staatlich geplanten Schwachsinn sind irgendwelche Shops und Märkte, die auf der Karte gar nicht eingezeichnet sind. Bein einem Werkzeughändler halte ich an und will die Sattelstütze ausbauen. Mit Händen, Füßen und dem Travel-Bilderbuch kommen wir schon auf einen gemeinsamen Nenner. Der junge Mann bemüht sich unglaublich. Immer wieder holt er ein Werkzeug aus seinem Laden. Auch der Lenker hat sich in den letzten Tagen durch den Dreck so festgefressen, dass er fast nicht mehr runtergeht.

Meine zwei Mechaniker

 

Der Sattel bewegt sich keinen Millimeter. Selbst mit einer Gripzange ist nichts zu machen. Wir klappen das senkrechte Sattelrohr und schlagen von unten die Sattelstütze raus. Es waren schon ein paar kräftige Schläge notwendig. Anschließend schleift er mit Schleifpapier beide Stangen am Lenker und Sattel ab. Auch das Sattelrohr bekommt noch einen Schliff. Nun wird beides mit einem Rest von Motoröl eingefettet. Dazu wird ein alter Lappen in die Regenrinne gehalten und das Öl darüber geschüttet. Als Umweltsensibler Europäer musst du einfach nur wegschauen, wenn die Hälfte in der Regenrinne landet.

Die Sattelstütze kann er auch nicht reparieren, aber wenigstens kann ich sie jetzt wieder in der Höhe anpassen. Für die 20-minütige Reparatur verlangt er dann 3000kip ich hab ihm dann 5000 (ca. 60 Cent) gegeben. Hier kann wirklich keiner sagen, dass man über den Tisch gezogen wird.

 

Leben am Fluss

Während der Papa das Auto wäscht……….
macht die Mutti ein Picknick mit den Kindern. Der Müll bleibt übrigens liegen.

Staub zum Zweiten

Mein ausgesuchtes Gasthaus liegt in Thalat an einem Stausee. Dazu ist noch eine letzte Abzweigung mit ca. 15 km notwendig. Auch diese Straße wird nach laotischer Zeitrechnung in den nächsten 10 Jahren fertiggestellt. Ich dachte immer, ich hab heut schon genug Staub geschluckt. Es kommt noch schlimmer. Es folgt die staubigste und dreckigste Strecke, auf der ich je unterwegs war. Immer wenn einer der Geländewagen an einem vorbei brettert, bewegst du dich die wie im Nebel. Ich fahr die ja nur einmal im Leben. Die Anwohner müssen mit dem Dreck wohl noch eine lange Zeit leben. Hier sind ja alle Gebäude wie Restaurants und Geschäfte offen. Überall liegen Zentimeterdicke rote Dreckschichten. Wie sich die Bilder gleichen. Herman und Eva haben die gleichen Erfahrungen gemacht.

Staub, Staub, Staub………
Plötzlich taucht aus dem roten Nebel ein Auto auf

 

Bis zum Stausee schaff ich es nicht mehr. Es ist schon später Abend, ich bin müde und will einfach nur dem Staub entkommen. Am Ortsanfang, etwas zurückversetzt  finde ich, nicht direkt dem Dreck ausgesetzt ein Gasthaus. Für günstige 50.000 Kip gibt’s einen sauberen Bungalow mit warmer Dusche. Einziges Manko: Kein WLAN.

Ich hab heute geschätzt drei Kilo Staub in der Lunge und fünf Kilo auf der Haut und den Klamotten, darum stehe ich so wie ich vom Fahrrad abgestiegen bin unter das Wasser.

Außer ein paar Bananen und trockenen Keksen hab ich noch nichts gegessen. Im Restaurant mit angegliedertem „Tante Emma-Laden“, vorne an der staubigen Straße, das einzige weit und breit, hoffe ich was Vernünftiges für den Magen zu bekommen. Die Frau versteht hier am Ende der Welt, bevor man über die Erdscheibe fällt,  natürlich kein Englisch. Sie zeigt mir einen Packen Glasnudeln und ich nicke. Fünf Minuten später hab ich eine heiße laotische Nudelsuppe vor mir stehen. Als Einlage mit Fleisch und zwei  kleinen Wiener Würstchen. Beim Fleisch hab ich noch die Bildern vom Wildtiermarkt von unterwegs im Kopf und verzichte. Der Rest hat wirklich gut geschmeckt.

Süppchen am Abend.

 

Mein Spaziergang durch den Ort ist nicht von langer Dauer. Hier ist alles derartig dreckig und staubig, dass es wirklich keinen Spaß macht. Außerdem wird es ziemlich schnell dunkel.

Jetzt noch ein Bier und zwei kleine Tüten Chips, die im Bett verzehrt werden.

Immer noch Staub

Am nächsten Tag bin ich, in der Hoffnung dem Staub wenigstens in der Früh zu entgehen, schon um 7.30 Uhr im Sattel. Warum zum Teufel beginnt  hier der Tag schon um 7.30 Uhr und nicht wie im restliche Laos um 8.00 Uhr.

Trotz dem Staub sind fast alle weiß gekleidet..

..

Die Toyota Hilux preschen durch die Staubpiste und Löcher als wäre es eine dreispurige deutsche Autobahn.

Geschafft!!!

Nach ungefähr 10 Kilometer hab ich das Gröbste hinter mir. Noch ein paar Kilometer Arschwackeln auf einer Betonstraße, dann geht’s, dank meines Navis, auf kleinen Nebenstraßen am Fluss entlang, durch Reisfelder und kleine Dörfer.

Ländliche Idylle pur.
Grüne Reisfelder soweit das Auge reicht
Kleine Rast am Nam Ngum

 

Das ist DIE Entschädigung zu gestern. Ich könnte jeden Kilometer eine Pause machen.

Ich gönne mir mal ein Eis ,ein paar Pfannkuchen und einen Eiskaffee. Der kommt hier auf dem flachen Land aus der Dose und ist wie immer Pappsüss. Magnum, Cola und Nestle-Kaffee gibt`s in kleinsten und ärmsten Winkel in Laos.

Mit der Fähre über den Fluss Nam Gnum

 

Anschließend darf ich noch mit einer laotischen Fähre über den Nam Ngum. (Bei Google Maps heißt er fälschlicherweise Nam Link) Den kennt, egal wie er geschrieben wird, bei uns keiner. Er kann es bei der Breite aber mit jedem europäischen Fluss aufnehmen. Er ist 354 km lang und mündet bei Vientiane in den Mekong.

(Als Vergleich: Neckar 367 km,  Mosel  545 km)

Die letzten 20 km bin ich dann wieder auf dem staatlich geplanten sechsspurigen Schwachsinn unterwegs. Auf dem stehen allerdings je Fahrtrichtung jeweils nur zwei Spuren zur Verfügung. Auf der äußersten wird wieder oder immer noch gebaut. Der dazugehören Sand wird einfach auf die Straße gekippt.

Straße? Baustelle? Schwachsinn?

 

Ich bekomme langsam Hunger. Außer ein paar Bananen, 4 Kekse und 2 Waffeln hab ich nach 50 km noch nichts im Magen. Dank laotischen Straßenplanung bleibt das auch so. Während auf der linken Seite ein Baguette-Stand nach dem anderen kommt, kann ich auf meiner Straßenseite höchstens von einem Lotteriezettel abbeißen. Die stehen alle 100 Meter. Wenn ich jetzt, das Baguette nur einen Steinwurf entfernt, vor Entkräftigung im Randstein zusammenbrechen, dann kann mich dieser laotische Schwachsinnsplaner aufsammeln und entsorgen. Das geschieht ihm ganz recht.

Was sagen die Flaggen aus?

Mieses Karma

Was sagen diese Flaggen aus?

  1. Das ist Laos
  2. Laos ist kommunistisch.
  3. Ich hab GEGENWIND!!!!!!!

Warum immer ich. Sollte an der buddhistischen Wiedergeburt nur ein bisschen was dran sein, komme ich später bestimmt als Brett Pitt auf die Welt. Als mir ein paar Kilometer später der Wind für 500 m in den Rücken fällt, hab ich schon wieder Angst um meine Wiedergeburt. Stell dir vor, der Rückenwind beeinflusst das das Karma, dir fehlen plötzlich ein paar Millionen Gehirnzellen und du stehst eines Morgens als schwachsinnverbreitender Donald Trump vor dem Spiegel. Damals war Trump nur entfernt als Präsidentschaftskandidat  im Gespräch. Kein Mensch konnte ahnen dass so ein Lügner, Betrüger und Menschenverachtender Depp wirklich Präsident der Vereinigten Staaten werden wird.

Mit letzter Kraft……

Mit letzter Kraft und im französisch Semmelbrotwahn schaffe ich es gerade noch bis zum Mekong in ein Cafe. Neben zwei Schweizer Frauen, gut gekleidet und ebenso duftend, ziehe ich mir im Schweiße meines staubigen Angesichts einen Cappu, ein Baguette, eine Ladung Pommes rein. Weil`s gar so trocken war, gibt`s obendrein noch zwei Bierchen als Nachspeise. Ich vermische meinen Duft der großen weiten Welt mit Schweizer Parfüm. Trotz meines etwas ramponierten Äußeren kommen wir noch ein bisschen ins Gespräch. Die beiden Frauen bewundern aus dem Bus heraus die vielen Radler. Das läuft runter wie Öl.

Zu guter Letzt brauch ich noch ein Bett für die Nacht. Nach drei Absagen, weil ausgebucht, werde ich dann in einer Nebenstraße fündig. Allerdings ist es kein Luxusappartement und für den Schuppen unverschämt überteuert. Ich bin zu müde um noch weiter Klinken zu putzen und beiße in den sauren Apfel. Für eine Nacht gerade noch recht. Den Abend verbringe ich dann noch am Mekong. Dort wird ab 16.00 wie in allen laotischen Städten der Nachtmarkt aufgebaut. Hier gibt sie es wieder die Copy-Shirts und alles was das Touri-Herz höher schlagen lässt.

Ich leg mich bald in mein Hängematten ähnliches Bett.

Hier die Route auf Komoot

36 Rad: Laos – Thalat -Vientiane – https://www.komoot.de/tour/1409479892

35 Rad: Laos – Vang Vieneg – Thalat – https://www.komoot.de/tour/1409479335

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Alle auf dieser Seite genannten Produkte, Hotels, Veranstalter usw. wurden von mir selber bezahlt. Ich habe keine Vergünstigung erhalten.  Sollte es Produkte geben, für die ich eine Provision bekomme, sind die mit einem Werbehinweis versehen.

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