Wie kommt man ohne Visa nach Kambodscha

 

Wie kommt man ohne Visa nach Kambodscha?

 

—- Laos, Don Det, Don Kong, Kambodscha, —-

Ich packe meine Sachen und ziehe zu Lutz dem deutschen Vermieter von Mama Leuha. Mein Bungalow ist eine Art Doppelhaushälfte mit einer gemeinsamen Toilette und der Dusche in der Mitte. Das ist für mich völlig in Ordnung. Ich musste bei meinen verschiedenen Unterkünften für die Örtlichkeiten schon mal über den Hof oder auf der Etage zum Ende eines ewig langen Ganges. Meine Nachbarn, mit denen ich die Nasszelle teile,  ein junges französisches Paar, das mich völlig ignoriert und nicht mal für einen Gruß den Kopf hebt. Sonderbar. Na ja, wenn sie meinen……..Auch ich kann Menschen wie Luft behandeln. Eigentlich ungewöhnlich, denn unter Rucksackreisenden findet in der Regel schon ein kleiner Austausch statt.

WLAN und gutes Essen

Die Wahl zu Lutz ins Mama Leuah zu ziehen hat nur Vorteile. Ich habe, selbst auf der Veranda vor dem Bungalow noch WLAN, das Essen ist hervorragend und das Zimmer und die gesamte Anlage ist sehr sauber. Die neue Bleibe kostet mit 80.000 Kip zwar das doppelt wie letzte Nacht, ist es aber auch jeden Kip wert. Im Restaurant werde ich die nächsten Tage Cappu schlürfen und am Blog schreiben.

Meine Unterkunft. Mama Leuah, mit der Nasszelle in der Mitte

Ein kleiner Hinweis. Auf den Fotos ist noch das Wasserzeichen meiner alten Web-Seite hinterlegt. Im Rahmen der Neugestaltung hab ich die Bilder ohne Änderung übernommern.

 Nachricht vom Kollegen

Beim Frühstück meldet sich Whatsapp. Wie üblich verursacht der wohl bekannteste Signalton der Welt eine fast schon panikartige Reaktion der ansonsten urlaubsträgen Gesellschaft. Alle greifen, obwohl sie wissen, dass es nicht ihnen gegolten hat, in die Tasche oder zum Handy und prüfen die letzten Meldungen.

Ätsch, diesmal bin ich gemeint.

Ich hab eine Nachricht von Marco, mein Ex-Kollege, der ein Sabatical-Jahr mit Reisen verbringt. Er ist ca. zwei Monate vor mir aufgebrochen. Wie es der Zufall so will, war er gestern mit dem Boot auf dem Mekong bei den Flussdelfinen auf kambodschanischer Seite. Das heißt, uns trennten ca. 25 km und die Grenze zwischen Laos und Kambodscha. In Europa würde man sagen, komm schnell mal vorbei. Hier in Asien ist das nur mit enormen Zeit- und Geldaufwand möglich.

Das Visum für Kambodscha kostet 35 Dollar. Bei der Rückreise nach Laos in zwei bis vier Stunden wären dann wieder 30 Dollar fällig. Die eine oder andere neue zusätzliche devisenbringende Regelung, die dem Grenzbeamten gerade soeben eingefallen ist nicht mit eingerechnet.

Problemlösung 

Irgendwie muss ein Treffen doch möglich sein. Ich erkläre Lutz mein Problem. Er gibt mit den Tipp, ich soll mit einem der Bootsfahrer, die am südlichen Ende von Don Kong die Fahrten zu den Delfinen anbieten, reden. Die könnten mich für ein paar Stunden zu dem Restaurant bringen, das auf kambodschanischer Seite genau gegenüber dem laotischen Gegenstück steht. So genau ist es hier mit den Grenzkontrollen auch wieder nicht. Bei ihm waren erst zwei Mädels, die auf die gleiche Weise von Kambodscha kommend ein paar Tage auf Don Det verbrachten. OK, ich schreib das Marco und wir verabreden uns für den nächsten Tag um High Noon (alter Westernklassiker).

Nachdem ich nach langer Zeit wieder mal für mehrere Tage an einem Ort bin, wäre Wäsche waschen bestimmt kein Luxus. Alle Klamotten, bis auf eine Badehose und ein T-Shirt, werden in der Waschmaschine bei Lutz vom Staub der letzten Tage befreit.  Somit verbringe ich den Rest des Tages, etwas notgedrungen, wie alle anderen auf Don Det mit geistiger Erholung in der Hängematte oder beim Cappu auf der Terrasse.

Blick auf den Mekong

Zum Fremdschämen

Beim Abendessen sitzen zwei deutsche Pärchen am Nebentisch. Ich werde wieder mal Zeuge wie ein ca. 30-jähriger Besserwisser seinen jüngeren Gegenüber die Laotischen Gegebenheiten schildert. Dass es in Pakse keine Hotels gibt, sondern nur eine heruntergekommen Backpackerunterkunft, dass man bei allen Mopedverleihern über den Tisch gezogen wird und dass der Ausflug zum Bolevarenplateau eine richtig gefährliche Angelegenheit ist. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich die letzten Tage in höchster Lebensgefahr war. Ich bin heilfroh, dass ich die letzten Wochen überlebt habe. Der Gipfel des Gespräches war dann die Diskussion, wie viel Entkeimungstabletten notwendig sind, um an Trinkwasser zu kommen.

Hallo… in jeder noch so kleinen Ortschaft und noch so kleiner Verkaufsbude wird Trinkwasser in verschweißten Plastikflaschen in fast unerschöpflichem Vorrat angeboten. Beiläufig erfahren dann alle Anwesenden in der Umgebung, ob sie wollen oder nicht, dass der Typ schon das dritte Studium abgebrochen hat. Ich weiß auch, warum es war es zu gefährlich und ihm ist das Trinkwasser ausgegangen. Schon wieder so ein Besserwisser und Vollpfosten.

Ich kann den Schwachsinn nicht mehr hören und prüfe meine zwei Möglichkeiten. Entweder gehen oder die Hörgeräte herausnehmen. So nervig die Löffelprothesen oft sind, hier haben sie endlich mal einen Vorteil. Als wäre es Vorhersagung: Ein leiser Klingelton im rechten Ohr meldet eine leere Batterie. Vermutlich konnten die beiden kleinen Ohrstöpsel den Schwachsinn auch nicht mehr umsetzten und hatten Angst, dass sie durchdrehen oder überhitzen und greifen so zur Notbremse.

Biathlon am Mekong

Ich genieße noch bis 22 Uhr den Hängemattensternenhimmel. Später will ich, der Technik sei Dank, auf dem Handy noch die Biathlon-Weltmeisterschaft in Oslo ansehen. Das Ganze hat schon was Perverses an sich. Bei ca. 28° am anderen Ende der Welt in der Hängematte die Sportschau auf dem Handy zu betrachten. Das laotische WLAN meint aber, dass ich mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren soll und verhindert dank schlechtem Empfang das Vorhaben.

Am nächsten Morgen strapaziere ich schon um 7.00 Uhr in der Hängematte und genieße einen traumhaften Sonnenaufgang am Mekong.

Traumhafter Sonnenaufgang am Mekong.
Auch die Wasserbüffel genießen die Ruhe in der Früh

Es ist noch alles ruhig und ich bin der Einzige, der schon aus den Federn gekrochen ist. Selbst im Lokal beginnt der Arbeitstag erst gegen 7.30 mit den Vorbereitungen. Nach dem Frühstück gibt’s noch ein paar Schraubarbeiten am Rad und dann geht’s los zu einer kleinen Betriebsversammlung auf kambodschanischem Hoheitsgebiet.

Das Erbe der französischen Kolonie

Dschungel, Pannen und Wasserfälle

Auf dem Weg liegt dann auch die in allen Reiseführern angepriesene rostige alte Lokomotive der Franzosen aus der Kolonialzeit. Da ich noch Zeit hab, soll der Mekongwasserfall, der nur 2 km entfernt ist, auch noch auf die Speicherkarte. Soweit die Theorie. In der Praxis hatte ich 200 m nach der Lokomotive einen Plattfuß. Somit schieb ich das Rad zurück, um im Schatten der alten Dampfe den Reifen zu flicken. Hier auf Don Det und Don Kong wurde das alte Gleisbett der Bahn zu einem Weg umgestaltet. Die rauen, scharfkantigen Steine sind nicht gerade radlerfreundlich und schlitzen den Mantel an der Seite auf. Das ist der zweiten Platten auf der ganzen Reise. Damit kann ich leben. Ich habe mit zwei kleinen Mädchen tatkräftige Helfer. Die haben keine Playstation zu Hause und wissen genau, was in dem Fall zu tun ist. Die kennen einen Flicken, helfen beim Aufpumpen und beim Schlauch entleeren.

Mein Helferlein

 

Der Mantel hat seitlich einen Riss und ich hab schon Angst, dass der nächste Platten nicht lang auf sich warten lässt. Trotzdem montiere ich ihn nochmals. Den alten Ersatzmantel, den ich in Vang Vieng bei den Höhlen aussortiert hab, hängt noch am Lenker. In vier Tagen treffe ich meine Frau in Siem Reap, da ist die Radltour dann offiziell beendet. Ich denke, dass das ganze schon noch so lange halten wird.

Reifenwechsel

Das Wechseln eines 20“ Mantels, das hab ich schon erwähnt, ist eine kraftvolle und bei den Temperaturen auch schweißtreibende Angelegenheit. Meine beiden Plastiklöffel, die ich für diesen Notfall in Vientiane gekauft habe, waren der Situation nicht gewachsen und haben schon nach kurzer Zeit denselben abgegeben. Sehr zu Freude der beiden Mädchen, die dann nach der Reparatur mit den Resten von dannen zogen.

Wenn ich jetzt abergläubisch wäre, müsste ich mir sagen, das ist ein Zeichen. Bleib hier und fahr nicht über die Grenze. Aber das Wiedersehen mit Marco hat da doch Priorität. Der Wasserfall ist vorerst Geschichte. Auf einem schmalen Dschungelweg geht es quer durch die Insel zum Fischerdorf Hang Khon. Dort kette ich mein Vehikel an das Geländer und schau mich ein wenig um. Nach einer kleinen Diskussion mit dem Ticketverkäufer werden wir handelseinig und fünf Minuten später beweg ich mich als illegaler Grenzgänger nach Kambodscha.

Mit dem Rad durch den Dschungel

 

Betriebsversammlung in Kambodscha

Pünktlich wie ein Maurer sitze ich um 12.00 Uhr im vereinbarten Lokal. Die einzigen Gäste sind drei Franzosen aus dem Elsass, ungefähr in meinem Alter. Sie bereisen das Land mit ihren Motorrädern. Ungefähr ein Bier und eine halbe Stunde später tuckert ein Boot mit Marco heran. Er übernachtet ungefähr 20 Minuten von hier auf einer Insel. Er hat für jeden drei Dosen Wiedersehensbier mitgebracht. Es werden Erfahrung und Tipps ausgetauscht. Das Bier schmeckt bei der Hitze und dem Anlass noch besser.

 

Servus, bis zu Hause

Die Zeit vergeht wie im Flug. Pünktlich, wie ausgemacht erscheint um 14.00 Uhr mein Bootfahrer und wir verabschieden uns.

Blick zurück nach Kambodscha
Mekongtaxi

Ich beneide Marco ein bisschen. Wäre ich noch in seinem Alter, hätte ich es genauso gemacht.

Zurück in Laos, zugegeben etwas Bierselig, hole ich die Wasserfälle nach. Die Li Phi Falls oder Tat Somphamit Waterfalls sind nur hier zu erreichen. Die großen Wasserfälle (Khonephapheng Waterfall) nur über das Festland an der Grenze zu Kambodscha. Dort schnell noch ein paar Fotos geschossen und wieder auf das Rad. Zefix, geht nicht, schon wieder Plattfuß. Wieder dasselbe schweißtreibende Spiel mit dem Reifenwechsel. Jetzt wird aber der alte Mantel, den ich an den Lenker gebunden habe, montiert. Denkste, den haben sie mir in den zwei Stunden als ich in Kambodscha war geklaut. Letztendlich bekomme ich auch hier wieder Luft unter den Hintern und freue mich auf eine Dusche in meiner ca. 3 km entfernten Unterkunft.

 

Die Li Phi Falls oder Tat Somphamit Waterfalls

Die Li Phi Falls oder Tat Somphamit Waterfalls

 

Schon wieder ein kleiner europäischer Denkfehler, der sich mit den laotischen Gegebenheiten nicht kompatible ist……… Kein Wasser. Als ich Lutz Frage erzählt er, dass um 9.00 Uhr der Früh der Strom abgestellt wurde und die Pumpen nicht gehen. Ich kann höchstens wie die Einheimischen im Mekong baden. Das mach ich dann auch. Das ist Laos pur.

Waschen bei Stromausfall
Deutschland geht Baden- oder den Bach runter.

Hängematten-Unfall

Anschließend wird das restliche Bier in der Hängematte vor meinem Bungalow ausgeschwitzt. Ich muss eingeschlafen sein und werde höchst unsanft geweckt. Die Hängematte ist in der Mitte durchgebrochen und mein Hintern landet auf dem Bretten der Terrasse. Das Abendessen verschiebt sich, da es immer noch keinen Strom gibt. Mein Vermieter schildert die Probleme. Er kann zwar kochen, das geht mit Gas, aber die Beleuchtung fehlt und vor allem die Gefrier- und Kühlschränke sind seit in der Früh ohne Strom und laufen auf den letzten Minusgraden.

Da der Blog weitergeht ist es ein sicheres Zeichen, dass ich nicht verhungert bin. Irgendwann gibt’s wieder Strom und was zu Essen. Lediglich das Bier ist warm und muss mit Eiswürfel gekühlt werden.

Mahlzeit!!!

54 Rad: Laos – Don Det- Don Khon- Boot nach Kambodscha – https://www.komoot.de/tour/1409618866

Route komplett

Wie ist es euch auf Don Det ergangen?

Wart ihr auch bei den Wasserfällen und der alten Lokomotive?

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Alle auf dieser Seite genannten Produkte, Hotels, Veranstalter usw. wurden von mir selber bezahlt. Ich habe keine Vergünstigung erhalten.  Sollte es Produkte geben, für die ich eine Provision bekomme, sind die mit einem Werbehinweis versehen.

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