Erholung in Vientiane.
—- Laos, Mekong, Vientiane —-
Vientiane ist die Hauptstadt Laos und liegt am Mekong, direkt an der thailändischen Grenze. Mit ca. 350.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt Laos. Das Stadtbild ist von zahlreichen Tempeln, aber auch von den kommunistischen Protzbauten geprägt. Das Wahrzeichen ist ein Nachbau des Pariser Triumphbogens. Der Patuxai, so der laotische Namen, wurde 1960, im Gedenken an die tapferen Helden, die gegen die Franzosen gekämpft haben, erstellt. Etwas makaber, wenn man dafür ausgerechnet ein Wahrzeichen aus Paris kopiert. Er ist aber bis heute nicht fertiggestellt. Die dafür bereitgestellten Gelder versickern regelmäßig in irgendwelchen dunklen Kanälen.
Patuxai, das Wahrzeichen von Vientiane
That Dam, Die schwarze Stupa
Das Sicherheitsmuseum
Ein kleiner Hinweis. Auf den Fotos ist noch das Wasserzeichen meiner alten Webseite hinterlegt. Im Rahmen der Neugestaltung hab ich die Bilder ohne Änderung übernommern.
Vientiane, Hauptstadt mit sprödem Charme
Im Sicherheitsmuseum werden, parteipolitisch aufbereitet, hauptsächlich Kriegsgeräte und Waffen ausgestellt. Die blutige Vergangenheit der französischen Kolonialmacht kommt auch nicht zu kurz. Das Touri-Leben spielt sich hauptsächlich vorne am Mekong ab. Ich hab ja schon gestern beim Herfahren einen ersten Eindruck gewonnen und der hat mich nicht vom Sockel gehauen.
Zimmersuche
Bevor ich mir die Stadt anschaue, sind einige Besorgungen zu tätigen. Als erstes brauch ich eine neue Übernachtungsmöglichkeit. Meine Notunterkunft ist schäbig und völlig überteuert. Beim Frühstück lass ich mir ausgiebig Zeit, da vor 11.00 selten ein Zimmer frei ist. Nach vier Besichtigungen stell ich fest: Nicht vom äußeren blenden lassen. Außen hui, innen pfui und dann noch 120.000 Kip verlangen. Beim Inder bekomme ich für 40.000 eine kleine abgewohnte Kammer und es sind gefühlt 2 km bis zum Klo. Im Hotel daneben ist die Toilette im Zimmer ohne Fenster integriert. Dafür darf es dann richtig muffeln. Er will 150.000 und lässt sich auf 120.000 herunterhandeln. Gerüchle inklusive. Das nächste ist ausgebucht und das Sporthotel hat kein WLAN auf dem Zimmer.
Eigentlich brauch ich im Mixay Paradiese gar nicht zu fragen. Schaut schon so teuer aus. Bin dann überrascht. Bekomme ein nettes kleines Zimmer mit Fenster. Die Duschen und das WC sind zwei Türen weiter. Auf der Etage ist eine Frau den ganzen Tag mit putzen beschäftigt. Das Ganze ist mit 90.0000 noch billiger als meine gestrige, als Bett getarnte, Hängematte. Ich hab zwar keinen Schrank, sondern nur ein Regal, aber der Schrank von gestern, bei dem die Türchen in vier Himmelsrichtungen hingen, war ja auch nicht mehr.
Der Blick vom vierten Stock meines kleinen Zimmers
Leichtsinn
Beim Packen in der alten Bleibe stelle ich fest, dass ich gestern leichtsinnigerweise mein Rad vor dem Gebäude vergessen hatte. Gott sei Dank war es abgesperrt. Somit fehlten nur das Werkzeug in der Satteltasche und die Alu-Getränkeflasche. Das ärgert mich gewaltig. Die Flasche stand dann später neben dem Fernseher in der Lobby, aber vom Werkzeug keine Spur. Der materielle Verlust war mit geschätzt 15 € nicht das Problem. Aber ich brauch für den Notfall Ersatz. Nach dem Umzug führt der erste Weg zur Dusche. Zum wiederholten Mal ist Wäschetag. Die shampoonierten Klamotten färben den Boden rot. Ich genieße das saubere Kämmerchen und lese im Loose, während auf dem Tablett die Daten überspielt werden. Ich bin von den Eindrücken der letzten Tage etwas übersättigt und lass mal alle fünfe gerade sein.
Notwendige Besorgungen
Später bring ich mein Rad noch zum Kundendienst. Hier gibt’s für 8.000 Kip einen Check-up mit Putzen und für weitere 12.000 Kip eine neue Sattelstütze. In einem der Schlaglöcher auf dem Weg hierher hat sich an meiner Kamera in der Lenkertasche der Objektivdeckel gelöst und die Vorsatzlinse leicht verkratzt. Optisch ist das fast nicht zu erkennen. Bei Gegenlichtaufnahmen wird aber das Licht gebrochen, sodass es Spiegelungen gibt. Gott sei Dank hab ich die Linse drauf, sonst wäre die neue Kamera schon im A…….. Das Ganze ist ärgerlich und kostet, aber Gott sei Dank nur eine neue Linse im Wert von 14€. Es ist unwahrscheinlich, wie schnell man sich an die niedrigen Preise gewöhnt, und wie hoch einem dann diese Ausgaben erscheinen, wohl wissend, dass es zu Hause um ein Vielfaches mehr kostet.
Kurz nach Mittag appt Eva, ob ich schon in Vientiane bin und wenn ja, ob ich Lust habe heute Abend zu essen zu gehen. Klar hab ich Zeit. Sie wohnen schräg gegenüber meinem gestrigen Ekelzimmer. Wenn das so weiter geht, treffen wir uns mal im gleichen Zimmer.
Essen und Ratschen
Ich vertrödle den Nachmittag mit Reiseführer lesen und Blog schreiben. Kurz nach 19.00 treffen wir uns dann zum Essen. Die Freude ist wieder riesengroß und wir ratschen uns die Nacht um die Ohren. Diesmal ist der Abschied endgültig, die beiden fahren morgen mit dem Zug nach Bangkok und schicken ihre Räder nach Hause. Schade!!! Als ich gegen 23.30 Uhr ins Hotelzimmer gehe, ist alles stockdunkel und der Angestellte hat sein Moskitozelt in der Lobby aufgeschlagen und schläft bereits.
Am nächsten Morgen hab ich leichten Schnupfen und hänge etwas durch. Bin müde und schlapp. Vermutlich haben die kalten Getränke den leichten Kratzer in Hals verursacht. Beim Frühstück nebenan sitzen zwei deutsche Radler. Einer der beiden wohnt in Pattaya der andere kommt aus Bielefeld und besucht ihn gerade. Sie fahren jetzt mit dem Bus in Thailand nach Süden und dort mit dem Rad weiter. Wir kommen natürlich ins Gespräch. Hauptthema ist diesmal Fußball.
Visa Runner
Die Kneipen und Kaffee`s sind von zahlreichen älteren Männern bevölkert (ja, noch ältere). Das sind die sogenannten Visa-Runner, denen in Thailand das Visa abgelaufen ist und die in Vientiane, nach einem Grenzübergang, wieder eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Einige haben auch ihre thailändischen Frauen dabei. Vermutlich werde ich auch für einen Visa-Runner gehalten. Schräg gegenüber meinem Hotel ist ein laotisch-thailändisches Restaurant mit günstigen Preisen und gutem Essen. So wie die beiden Mädels, die den Laden schmeißen, gekleidet sind, haben die früher auch in einer anderen Branche gearbeitet.
Mekong-Bummel
Den Rest des Tages habe ich, wie gestern, mit lesen und schreiben verbracht. Vientiane hat nicht den Charme von Luang Prabang. Tempel hab ich genug gesehen, also gehe ich wieder an den Mekong.
Dort wird gerade der Nachtmarkt aufgebaut. Die zweispurige Straße am Fluss entlang wird auf ca. drei Kilometer Länge gesperrt und zum Fitnessgelände genutzt.
Auf dem Nachtmarkt. Vorn vorne ganz nett….
von hinten??? Irgendwie für den Arsch
Für die gilt das gleiche…..….
…..….nur dass die von vorne auch nicht besser aussehen.
Hier wird jeden Abend es eine zweispurige Straße auf ca. drei Kilometer Länge für die Fitness gesperrt. Alles, was sich bewegen kann, läuft, joggt, spaziert oder walkt auf der Straße am Mekong entlang.
Zwei Gruppen wetteifern bei Aerobic mit lauter Musik um Kundschaft. Jeder der will kann mitmachen.
Schon wieder ein Markt
Am nächsten Tag radle ich einfach drauflos. Eigentlich wollte ich den nachgebauten Triumphbogen fotografieren und etwas Werkzeug für das Fahrrad kaufen. Ich lande in der Talat Sao Shopping-Mal. Ein altes Gebäude, das mit lauter kleinen Geschäften vollgestopft ist. Hat eigentlich eher das Aussehen einer Markthalle und mit einer Shopping-Mal wie wir sie kennen nichts zu tun. Vor dem Gebäude arbeiten unter Plastikfolien die Goldschmiede.
Die heiße Luft ist unter den Planen fast nicht auszuhalten
getrocknete Fledermaus
Ob hier noch ein Geschäft geht????
Auch gegenüber auf dem Khuadin Markt hinter dem Busbahnhof bin ich der einzige Ausländer. Der Markt ist riesig und ich verlaufe mich in den engen, unübersichtlichen Gassen des Öfteren. Die Eindrücke sind wieder genial. Vom T-Shirt über Hemd, Jeans, Schuhe, Werkzeug, laotischen Hochzeitskleidern, Frisöre, Haushaltsartikel, Gemüse, Obst, lande ich wieder in der für uns ungewohnten Fleischabteilung.
Drogeriemarkt
Das sind mehrere hundert Mützen. Wer soll die kaufen. Von was lebt der? Solche Stände gibt es zuhauf in dem Markt..
Hoffentlich findet man da zwei gleiche
Baguette und Schweineborsten
Fleischereifachverkäuferin
Lebendige Frösche
Zwischen den Ständen immer wieder Nagelpflege oder Frisör
Der hat sein Geschäft schon geschlossen
Ein wunderschönes Armband
Mittagspause
Farbenpracht
Außer Imbusschlüssel finde ich kein weiteres Werkzeug. Ich brauch noch dringend etwas aus Plastik, mit dem ich im Notfall den Mantel von der Felge bringe. Plattfuß ist immer möglich. Nach längerer Suche finde ich Plastiklöffel, die mir die nötige Festigkeit mitzubringen scheinen. Hoffentlich brauch ich sie nicht mehr. Handeln ist hier nicht üblich und auch nicht möglich.
Spaziergang am Mekong
Am Abend gehe ich noch zum Sonnenuntergang an den Mekong. Nachdem es noch was dauert, bis sie auf der thailändischen Seite verschwindet, laufe ich an unzähligen Foodständen vorbei zu den Luxushotels am Flussufer. Dort dann über ca. 500 m feinsten Sand direkt ans Wasser. Das ist übrigens die einzige Plastik- und Müllfreie Zone in ganz Laos. Auch die Uferböschung ist mit Blumen und Kräuter bepflanzt. Immer wieder kommen Einheimische und holen sich diverse Gewächse für das Abendessen.
Kräuter statt Plastik
Warten auf die Regenzeit – Auf dem anderen Ufer des Mekongs ist Thailand
Sonnenfang am Mekong
Hier bin ich außer Josè wieder der einzige Touri. Wir beiden schießen gigantische Fotos mit der roten Sonne in der Hand. José kommt aus Barcelona, interessiert sich null für Fußball und muss das jedem erklären. Das nervt ihn tierisch.
Mit Stativ und Selbstauslöser gemacht
Fußball live
Ich bereite mich indessen für das Spiel des Jahres für den FC Augsburg vor. Deutscher Zeit um 21.00 Uhr, laotischer Zeit 3.00 Uhr geht’s in der Europaliga gegen Liverpool. Das werde ich mir, der Technik sei Dank, auf dem Handy live anhören.
Die Erkältung klingt ab und es wird Zeit für neue Ziele.
Streckenplan
Die Strecke in den Süden wird von allen Radlern im Internet als langweilig und uninteressant beschrieben und sollte am besten mit dem Bus überbrückt werden. Ich werde den von Doris und Rita vorgeschlagen Thakhek- oder Khammouans Loop fahren. Ein Rundkurs mit dem Moped von ca. 450 km. Da ich das ganze als Einwegstrecke fahre, ist meine Radlertour nur 330 km lang. Die Route führt durch eine imponierende Bergwelt und zu zahlreiche Höhlen. Der Loop wird in der Regel, wie der Name schon sagt, in Thakhek begonnen und entgegen dem Uhrzeiger mit dem Moped gefahren. Da ich aber von Norden komme, werde ich den Loop entgegen dem Uhrzeiger nach Süden abfahren. Das heißt, ich muss in Vieng Kham an der Kreuzung der Straße 13 und 8 aussteigen.
Lokalbus oder Minibus?
Die von allen Hotels angeboten Busfahrten mit Minivan oder VIP-Bus in den Süden gibt’s nur zu festen Zielen. Früher aussteigen ist nur mit dem Local-Bus möglich. Ich gebe noch die Route zum Busbahnhof ins Handy ein. Der ist 8 km im Norden. Genau die Strecke, auf der ich vor ein paar Tage in die Stadt gefahren bin.
Ich bin gespannt was die nächsten Tage so bringen.
Nachtrag: Nach den Erfahrungen, die ich im weiteren Verlauf gemacht habe, würde ich die Strecke heute wahrscheinlich doch mit dem Rad fahren. Es gibt immer wieder kleine Wege direkt am Mekong ohne großen Autoverkehr.
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