Mit dem Slowboat nach Luang Prabeng

 

 

Mit dem Slowboat nach Luang Prabeng.

 

—- Laos, Huoay Xai, Houayxay, Ban Houayxay, Mekong —-

In Laos geht man mit den Hühnern ins Bett. Nein, nicht in den Hühnerstall, ich mein die Uhrzeit. Es ist wirklich so, kaum geht die Sonne unter, erlischt innerhalb kürzester Zeit das öffentliche Leben.

Die Geschäfte und Garküchen schließen und sonst ist nichts los. Straßenbeleuchtung ist oft vorhanden, aber aus irgendeinem Grund nicht eingeschaltet. Somit ist es stockdunkel.
Auch als Touri hast du nur eine Alternative: Matratze.

Morgenstimmung am Mekong in Houayxay 

Darum bin ich auch oft um 6.00 wach. Das ist eindeutig zu früh für diesen Landstrich.
Der einzige, der um diese Zeit aktiv ist, ist der Hahn, besser gesagt die Hähne. Sie kündigen schon frühzeitig ihre Aktivität an. Das sind dann aber für die nächste Stunde die Einzigen. Ich bin um 7.30 Uhr am Hafen. Hab ja nur 200 Meter. Die ersten Laoten krabbeln gerade langsam aus dem Bett und aus dem Haus. Am Hafen ist noch alles totenstill, allerdings herrscht eine wunderschöne Morgenstimmung mit Nebelschleiern über den angrenzenden Bergen und warmem Sonnenlicht.

Die für 9.00 Uhr angekündigte Abfahrt verschiebt sich auf 10.30 Uhr. Ich bin der einzige Touri, der sich am Hafen herumtreibt, und beobachte das langsame Erwachen des Hafens. Hier ist es wirklich wahr. In Laos gehen die Uhren nochmals etwas langsam. Auf dem Slowboat das uns nach Luang Prabang bringen soll, schläft noch jeder.

 

Morgenstimmung am Mekong
Noch ist nichts los.

Ein kleiner Hinweis. Auf den Fotos ist noch das Wasserzeichen meiner alten Web-Seite hinterlegt. Im Rahmen der Neugestaltung hab ich die Bilder ohne Änderung übernommern.

Krankentransport

Interessant war der Krankentransport einer Frau. Auf der harten ungefederten Ladefläche eines Kleinlasters, in Decken gehüllt, wird die Patientin zum Hafen gefahren. Bei diesen Schlaglochpisten bestimmt kein Vergnügen.  Dann von einem Mann im Huckepack auf eines der Boote getragen. Dort ist von einem anderen Familienmitglied inzwischen eine Decke und ein Kissen ausgelegt worden. Die übrigen Fahrgäste helfen allen mit, damit die Kranke auch gut liegt. Dann wird sie aufgebettet und sofort startet das Boot.

Im Krankheitsfall gibt es keine Grenzen. Der Kahn hält direkt auf das gegenüberliegende Thailändische Chiang Khong zu. Dort steht ein ziemlich neues Krankenhaus am Ufer des Mekong.

Es scheint eilig zu sein. Normalerweise hat so ein Boot keine festen Abfahrtszeiten. Es startet, wenn es voll ist. Und in Laos heißt voll nicht voll, sondern richtig voll. Wenn ein Touri meint, da bringst du kein Haar mehr dazwischen, bringt der Laoten noch mindestens 10 Leute, fünf Reissäcke und 10 Kartons Lebensmittel unter.

Krankentransport in Laos- Von der Ladefläche eines Autos ins Boot

Auf dem Slowboat

Ich wolle um 9.00 Uhr noch einen Pack Taschentücher kaufen. Leider ohne Erfolg. Noch sind alle Geschäfte geschlossen. Meinen Frühstückskaffee trinke ich mit einem Aussteiger aus Leipzig, der wegen des ablaufenden Visums kurz mal für fünf Tage nach Laos fährt, um dann wieder 30 Tage Aufenthalt in Thailand zu bekommen.

Verwirrende Abfahrtszeiten

So gegen 9.30 Uhr wird es hektisch. Jetzt werden die Schiffstouris im wahrsten Sinne des Wortes karrenweise angekarrt. Die Meute versorgt sich mit Baguette, Ost, Wasser, Kekse und Chips. Zur Erinnerung, im Reiseführer steht irgendetwas von einer Abfahrt um 8.00 Uhr, mein laotischer Ticketdealer hat dann von 9.00 Uhr gesprochen und die ersten Touris werden um 9.30 Uhr angekarrt.

Auch ich bewege mich jetzt langsam zu unserm Kahn. Das Fahrrad wird auf dem Dach und ich darunter verstaut. Allerdings darf ich für mein Fortbewegungsmittel noch 80.000 Kip drauflegen.(8.80€)

Reiseproviant
Der RR darf auf das Dach, ich darunter

 

Ein Schiffsjunge wacht peinlich genau, dass keiner mit Schuhen aufs Schiff stapft. Die Schuhe werden dir in einer Plastiktüte verpackt wieder in die Hand gedrückt. Die großen Rucksäcke werden im Mittelgang unter einer Holzabdeckung gelagert. Auf der wird im Lauf der Fahrt das Gepäck der zugestiegenen Passagiere  abgelegt. Das heiß es gibt bis zum Aussteigen keinen Zugriff auf das Gepäck. Bitte denkt daran, dass ihr eine lange Hose, eine Jacke und Socken ins Handgepäck steckt. Es kann am Nachmittag, wenn der Fluss im Schatten liegt, schon frisch werden auf dem Kahn.

Mein Ticketbeschaffer hat Wort gehalten. Der Sitzplatz ist im vorderen Bereich in der Nähe vom Kapitän und wirklich gut. Dort sitzt man nicht in Fahrtrichtung, sondern mit den Füßen zum Mittelgang und kann die Beine ausstrecken, zumindest so lange bis kein zusätzliches Gepäck zu geladen wird.  Morgen sollte sich das auch etwas ändern.

Man spricht Deutsch

Schon bald stellt sich heraus, dass ich im Deutschen Eck gelandet bin. Links neben mir zwei blutjungen Mädchen aus Aachen. Die wären auch noch für 16 durchgegangen. Haben gerade das Abi hinter sich und sind jetzt für 3 Monate in den vier südostasiatischen Ländern Thailand, Laos, Vietnam und Kambodscha unterwegs. Ich finde das Klasse in dem Alter. Für uns waren damals die griechischen Inseln das, was heute Südostasien ist. Unsere Hochzeitsreise verbrachten wir mit Rucksack und Schlafsack auf griechischen Inseln. Ich glaub allerdings, dass das damals nicht viele als Klasse empfunden haben. Egal uns hat es gefallen und uns letztendlich zu dem Reisenden gemacht, die wir heute sind.

Auf der anderen Seite ein älteres deutsches Paar, plus-minus in meinem Alter. Bei genauen Schätzungen halte ich mich zurück, das kann böse in Auge gehen. Die beiden sind schon seit drei Monaten mit dem E-Bike unterwegs. Gestartet auf Phuket sind sie über Bangkok in den Norden geradelt. Jetzt geht’s in die Berge von Laos und dann ebenfalls am Mekong entlang. Sie radeln die Tour von Pag Beng nach Odomaxi, die ich zu Hause am PC geplant und gestern spontan verworfen hab. Der Norden Laos ist zum Teil sehr bergig und teilweise extrem steil. Ein E-Bike hat da eindeutig Vorteile. Klar, dass wir langsam ins Fachsimpeln kommen und uns gegenseitig die Radlererlebnisse erzählen.

Verspätung

Die Fahrt verzögert sich. Die Touris häufen sich. Jetzt wird ein zweites Boot bereitgestellt. Dazu müssen alle durch unser Boot durchsteigen. Jetzt natürlich mit Schuhen????

Es ist 12.00 Uhr, das zweite Boot ist längst weg und sitzen wir immer noch fest. Dann eine Ansage von Käpten‘s englischsprachigen Hiwi. Wir warten noch auf einen Bus mit ca. 40 Leuten.

Wir warten und warten und warten…….

Irgendwann wird auch der laotische Kapitän unruhig und lichtet um 12.30 den Anker. Wir können nicht länger warten, da wir sonst in die Dunkelheit kommen. Bustouris haben wir keine gesehen. Gott sei Dank. Keiner konnte sich vorstellen wo die untergebracht werden sollten.

Links Eva (leider abgeschnitten)                                            Der Kapitän                        und rechts Hermann die beiden E-Bikefahrer
Platz für die Füße
Reisen macht Hungrig

Mit dem Slowboat auf dem Mekong

Wer meint, der Mekong ist ein ruhiges Wässerchen, der täuscht sich. Es gibt viele Strudel und immer wieder mächtige Felsen mitten in der Fahrrinne. Der Kapitän ist manchmal schon heftig am Rudern, um auch genau da durchzukommen. Es wäre interessant, wie das bei höherem Wasserstand zur Regenzeit vor sich geht. Viele der jetzt sichtbaren Felsen sind dann nicht mehr sichtbar. Wir sind mit der Strömung unterwegs und es geht ganz schön schnell vorwärts. Der angrenzende Urwald, die Sandbänke, und die kleinen Dörfer am Ufer lassen die Kameras von allen ausländischen Fahrgästen klicken. Die Einheimischen sind die Ruhe selbst.

Felsen und Stromschnellen
Dorf am Ufer
Arbeiten am Ufer
Warten auf das Boot

Ankunft in Pag Beng

Gegen 18.00 Uhr sind wir dann in Pak Beng der Zwischenstation auf dem Weg nach Luang Prabang. Einst ein kleines armes Fischerdorf leben die meisten Einwohner jetzt von den Touris. Kein Wunder, wenn da innerhalb von 10 Minuten über 100 Leute an Land gespült werden. Im Internet hab ich die größten Horrorstorys gelesen. Viel zu teuer, alles verdreckt, lauter Bruchbuden. Ich bin mal gespannt, was da auf mich zukommt, und rechne mit dem Schlimmsten.

Ein Tagelöhner hilft mir das Rad vom Dach zu holen. Als ich es die Stufen zur Straße hochtragen will, gibt es nicht her. Anschließend will er noch die beiden Radtaschen, die ich umgehängt habe . Dann die Rechnung für eine Arbeit, die ich nicht beauftragt habe: 10.000 Kip. Das sind umgerechnet nur 1,05€ aber für einen Laoten eine Menge Geld.
Das ist Abzocke. Ich will ihm 1.000 geben. Er will unbedingt die zwei 5.000er. Ich geb ihm 2.000 und er zieht beleidigt davon. Ich kann`s nicht ändern. Ich wollte die Hilfe nicht und er ließ sich nicht davon abbringen, somit muss er zufrieden sein mit dem was er bekommt. Wenn ich das Rad ohne seine Hilfe vom Dach geholt hätte, hätte er gar nichts bekommen.

Übernachten in Pag Beng

Bis ich alle meine Taschen am Rad habe, ist es ersten dunkel, und zweiten schon fast die ganze Meute auf irgendwelchen Fahrzeugen auf dem Weg zu einem Schlafplatz. Einer der letzten Werber nimmt mein Gepäck auf seinen Anhänger am Moped und beschreibt mir den Weg zum Hotelzimmer. Das kostet 100.000 Kip. Gestern hatte ich noch 65.000 bezahlt. Das ist für Laos an einen so abgelegenen Ort richtig teuer. Aber hier bist du auf Gedeih und Verderb der Situation ausgeliefert. Das Zimmer ist völlig okay, schmucklos wie alle, aber sehr sauber und mit einer ziemlich neuen Dusche ausgestattet. Ich hab dann am nächsten Tag auf dem Boot erfahren, dass hier alle Zimmer für 80.000 und 100.000 Kip vermietet werden.

Arm und Reich

Ich will den Ort noch etwas erkunden und bewege mich vom Hafen weg Richtung Ortsende. Dort wird es nach ein paar Meter Stockdunkel. Nur ein paar vereinzelte Feuer vor den Häusern sorgen für ein gespenstiges Flair. Die Lampen der Ortsbeleuchtung sind vorhanden aber nicht eingeschaltet. Der Ort wird nur von der Haus-bzw. Geschäftsbeleuchtung erhellt. Das ist für eine gute Fotografie leider zu dunkel.
Ich such in der anderen Richtung was zu essen. Je näher ich wieder dem Hafen komme umso größer werden die Fachbildschirme an der Wand, auf denen überall ein kitschiger Schmachtfetzen läuft.

Die Hütten sind es manchmal gar nicht wert als solche bezeichnet zu werden, aber der Fernseher ist nicht zu übersehen und überhören. In dem einen Raum spielt sich das ganze Leben ab. Essen, Schlafen, Fernsehen. Oft steht auch noch das Moped, bei ein paar wohlhabenderen auch noch das Auto im gleichen Raum.

Ich will gerade wieder umkehren als ich Eva und Hermann, die E-Biker, vor ihrem Zimmer sitzen sehe. Schon wieder hängen wir zusammen, bzw. ich ihnen auf der Pelle. Wir ratschen noch eine halbe Stunde und gehen zum Inder gegenüber. Dort hat sich fast die komplette Schiffsbesatzung niedergelassen. Aus diesem Grund ist dem Wirt das Bier ausgegangen. Wir bekommen das letzte lauwarme Dosenbier aus dem Supermarkt gegenüber.  Das Essen war hervorragend.

Ich verabschiede mich von Eva und Herrmann (mitraduppatt). Die beiden fahren morgen von hier mit dem Rad in den Norden, ich mit dem Schiff in den Süden. Zu dem Zeitpunkt wissen wir noch nicht dass wir uns in den nächsten Tagen (Luang Prabang – Vang Vieng  – Vientiane) immer wieder über den Weg fahren werden.

 

Warst du auch schon mal mit dem Slowboat auf dem Mekong?

Mich würde interessieren wie dir das gefallen hat.

Hier die Route auf Komoot

23 Slowboat 1. Laos – Houxay – Pag Beng – https://www.komoot.de/tour/1408774213

Komplette Route

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Alle auf dieser Seite genannten Produkte, Hotels, Veranstalter usw. wurden von mir selber bezahlt. Ich habe keine Vergünstigung erhalten.  Sollte es Produkte geben, für die ich eine Provision bekomme, sind die mit einem Werbehinweis versehen.

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