An der Burmesischen Grenze entlang und endlich am Mekong

An der Burmesischen Grenze entlang und endlich am Mekong.

—- Thailand, Mae Can, Mae Salong, Ching Khong, Mekong —-

Der nächste Tag beginnt genauso grau und kalt wie der Letzte.

Bei einem Blick auf den Kalender stelle ich fest, dass das Visum in vier Tagen abläuft. Wahnsinn wie die Zeit vergeht. Die ersten Tage in Bangkok kommen mir vor wie gestern. Das heißt aber auch ich muss die nächste Strecke mit dem Bus überbrücken. Aber nicht nur aus Zeitdruck, nein, es regnet und regnet und regnet. Es regnet den ganzen Tag. Nach dem Frühstück geht’s mit dem Minibus nach Mae Chan.

Missverständnis beim Umsteigen

Dazu fahre ich alles wasserdicht verstaut zu Hauptstraße und warte auf einen Minibus. Leider haben sich nicht nur die Regenwolken, sondern auch noch die Minibusfahrer gegen mich verschworen.
Auf halber Strecke ist umsteigen angesagt. Dort werde ich in den Bus nach Mae Salong gesteckt. Ob das ein Missverständnis war oder ob sie mir nur die Landschaft zeigen wollten weiß ich nicht. Ich kann nicht mal ausschließen, dass ich vor lauter Zittern und Zähneklappern eine derart undeutliche Aussprache hatte, das der Fahrer gar nicht verstand, wo ich hin wollte. Tatsache ist, da will bei dem Wetter niemand hin. Nicht einmal ich.

Trostlos in den Wolken
Frieren im Minibus

 

Die Fahrt ist bei schönem Wetter bestimmt toll. Eine schmale Straße führt durch eine herrliche Bergkulisse und einfachen Dörfern. Am Zielpunkt kann ich mich gemeinsam mit dem Fahrer in einem der offenen Restaurants an einem Holzofen noch etwas aufwärmen dann geht’s wieder zurück.

Kurzer frostiger Stopp in Mae Salong

 

 

Unten an der Talstation will ich mein Rad abladen. Der Fahrer gibt mir zu verstehen, ich soll das lassen, in 10 Minuten geht es weiter. Diesmal frag ich aber gründlicher nach. Wie so oft muss eine der eingespeicherten Landkarten im Handy herhalten.

Fachsimpeln auf Französisch

Es steigt noch ein französisches Paar, gut über 65, wenn nicht schon über 70 Jahre zu. Wir kommen etwas in Gespräch. Sie waren jetzt vier Wochen in Thailand‘s Norden. Jetzt geht’s für zwei Wochen in den Süden und anschließend noch für vier Wochen auf die Philippinen.
Auch sie sind mit dem Rucksack unterwegs. Reisen kennt keine Altersbeschränkung. Beide sind begeisterte Radler und loben an meinem kleinen Renner die technische Ausstattung. Auch in Frankreich hat die XT-Schaltung einen bestimmten Wert. Das Gespräch ist wie schon im Bus nach Chiang Mai etwas mühsam, da keiner flüssig englisch spricht. Außerdem friert es mich sodass irgendwann auch der Gesprächsstoff aufgetaut werden müsste. ist. Wie soll ich mich äußern, wenn mir die Zähne klappern.

Mae Chan

Nach einer weiteren Stunde zittern sind wir in Mae Chan. Dort steh ich mal eine halbe Stunde unter dem Vordach bei einem der viele Goldhändler und warte, bis der Regen nachlässt. Die Innenstadt ist sehr stark chinesisch geprägt. Das Überangebot an goldenen Artikeln, Lampions und ähnlichem chinesischem Schnickschnack ist nicht zu übersehen.

Im K+S Hotel erwartet mich überraschenderweise ein warmes Zimmer. Im Gegensatz zu meinen bisherigen Unterkünften ist das Gebäude gemauert und hat noch Restwärme aus der guten alten Zeit gespeichert.
Als ich im 16.30 Uhr mich um das Essen kümmere haben schon viele Geschäfte geschlossen. Hier gelten andere Regeln. Gott sei Dank gilt das nicht für Lebensmittel. Mit einer Instandsuppe und heißem Wasser aus der Kaffeeabteilung des Hotels breite ich mir einen scharfen Nudelgutenachtdrink.

Gute Nacht

Fahrrad oder Minibus

Das Hotelzimmer ist gut, sehr schön, sauber, geräumig und vor allem schön warm. Aus diesem Grund lasse ich mir am nächsten Morgen alle Zeit der Welt und ziehe noch die Fotos von der Speicherkarte auf den Stick und auf die Festplatte. Dazu gibt’s noch zwei Tassen süßen Pulverkaffee für je 10 Bath an der Rezeption. Gegen 10 Uhr geht’s los. Ich habe mich entschlossen, doch noch mit dem Fahrrad bis ans goldene Dreieck zu fahren. Das sind ungefähr 35 Kilometer, und bei mittlerweile 13 Grad sollte das in zwei Stunden zu schaffen sein. Ich radle im Vierschichtbetrieb. Das heißt: Unterhemd, Radlertrikot, langärmliges Hemd und Jacke. Dazu zwei Paar Socken in den Crocs. Bei der Hose hab ich keine Wahlmöglichkeiten. Die einfache Zip-Hose muss noch ein paar Tage herhalten.

Kaum aus der Ortschaft raus sehe ich zwei Radler mit Gepäck auf dem Gepäckständer. Etwas untypisch, denn sie fahren nicht wie üblich mit Radlertaschen, sondern Rucksäcken.

Man spricht Deutsch

Als ich mich von hinten nähere sagt einer der beiden: Vorsicht wir werden überholt. Das ist natürlich das Stichwort. Man spricht wieder mal deutsch. Ich bin auf zwei Studenten aus Münster gestoßen, die ursprünglich mit einem großen Backpacker-Rucksack zwei Monate durch Thailand reisen wollten. Münsteraner aus der Radlerhauptstadt Deutschlands können nicht ohne Fahrrad! Sie haben sich dann irgendwo in Thailand ein einfaches Stahlgefährt ohne Schaltung gekauft. Dazu provisorisch ihr Gepäck mit Bambusstäben und Spanngurten am Rad befestigt. Nur anhand einer Übersichtskarte von Thailand, die ihnen grob die Richtung vorgibt, sind sie losgefahren. So kommen sie manchmal an Schotterstraßen die so steil sind ein, dass sie das Fahrrad zu zweit hochschieben müssen. Oft sind es dann Sackgassen und dann geht das Ganze zurück. Auch eine Art das Land kennenzulernen.

Warum die jungen Leute nicht mit dem Handy navigieren, ist mir schleierhaft. Vermutlich haben sie Angst vor zu hohen Datenkosten. Mit Maps.me und OsmAnd gibts zwei hervorragende Apps die mit GPS navigieren und kostenlos zum downloaden sind. Gott sei Dank habe ich da meine Komoot-App. Sowas kann mir nicht passieren. Es genügt schon, dass die herkömmlichen Straßen ziemlich steil sind dazu muss ich nicht noch weiter in die Pampa. Dazu kommen wir aber später noch.

Am Mekong

Ich bin gegen 12.00 Uhr in Chiang Saen am Mekong. Das größte Ziel meiner bisherigen Reise. Wochenlang hab ich zu Hause am PC nach Straßen und Routen gesucht, die mich am Mekong entlang nach Süden bringen sollen. Leider zeigt sich das auserwählte Objekt nicht von seiner besten Seite. Der Himmel ist immer noch wolkenverhangen und der Fluss eine graue Brühe.

Am Mekong am goldenen Dreieck in Chiang Saen
Gegenüber dem Mekong liegt Laos

 

Auf dem Straßenmarkt gibt`s was für das verspätete Frühstück, das ich dann am grauen Mekong zu mir nehme. Hier gelten Einheitspreise. Zwei Fleischspieße, zwei Würstchen, zwei Waffeln alles einheitlich 20 Bath. (50 cent)

Handschuhe und Mützen sind zur Zeit gefragt
Die Eier sind angebrütet und ein Leckerbissen in Norden
Auch hier wird die Buchführung mit dem Handy erledigt
Riesige Frösche-Mahlzeit.

Mekong-Depressionen

Ich habe keinen Plan, wie es weitergehen soll. Das graue Depri-Wetter macht komplett lustlos und hemmt den Planungstrieb. So sitze und einfach am Mekong rum zwinge mich im Loose zu schmökern. Ein Besuch im Opium-Museum interessiert mich nicht. Also habe ich zwei Alternativen. Hotelzimmer oder weiter fahren.

Ich räume, nach guter deutscher Sitte, die Überreste vom Frühstück in einen leeren Abfalleimer. Ja, auch so was gibt es hier. Wenn ich mich so umschaue, weiß ich allerdings nicht warum. Die Einheimischen werfen alles weg, wo sie gehen, und stehen.

Die Strecke zur Grenze ist mit 120 Kilometer für heute zu weit und auch noch mit ein paar kräftigen Steigungen versehen. Ich kann ja jetzt schon mal am Busbahnhof nach den Abfahrtszeiten für morgen fragen. Der Local-Bus geht nur nach Chiang Rai. Auf zum Minibus. Dort geht dann alles ganz schnell. Für 100 Bath komme ich in einer Stunde nach Chiang Kong der thailändischen Grenzstadt.

Schon wieder Minibus

Mit Händen und Füßen mit eintippen aufs Handy kommen wir uns näher und das richtige Reiseziel ist erfasst. Der Typ macht noch Späßchen und sagt 700 Baht und zeigt auf meine Radtaschen und das Rad. Als ich ihm klarmache, dass ich für diesen Betrag mit dem Rad fahre, fängt er an zu lachen und meinte, es war nur Spaß. Zwei Minuten später ist mein Fahrrad im Minibus und eine weitere Minute später sind wir unterwegs. Er fährt genau die Strecke, die ich eigentlich mit dem Fahrrad fahren wollte.

Auf dem offenen Minibus, sprich, Pick-up, sprich Songtheos, ist es schon wieder saukalt. Vermutlich hat mein Pick-up Fahrer das gemerkt und will mir etwas Wärme verschaffen.

Plötzlich stehe ich auf der Straße

Fünf Kilometer nach dem alle Thailänder ausgestiegen sind, hält er an und ich darf auch aussteigen. Das Rad und die Radtaschen stehen in Sekunden auf dem Asphalt. Merke: Thailändische Minibusfahrer machen keinen Spaß. Total überrascht lasse mich übertölpeln. Mein Chauffeur meint, ich kann jetzt mit dem Fahrrad weiterfahren, es ist nicht mehr weit. Mir bleibt nichts anderes übrig, die Radtaschen werden eingeklickt und dann geht es los. Es ist inzwischen 15 Uhr und ich habe laut Navi „nur noch“ 30 Kilometer vor mir. Von wegen es ist nicht mehr weit.

Die nächsten 15 km schimpfe ich immer vor mich hin. Mal laut mal leise. Ich könnte den Arsch im Wurstkessel kochen. Was mich am meisten ärgert, ist der andere Arsch, nämlich der, der dem Busfahrer noch auch Geld für die Fahrt gegeben hat. Auch mit „Gegosche“ kommt man voran. Zum Glück geht es ziemlich eben am Mekong entlang.- Noch!!!!

Grau in Grau. – Der Mekong

Der Berg ruft

Die Temperaturen liegen inzwischen bei 15 Grad und man kann ziemlich flott auf ebener Strecke am grauen Mekong entlang radeln. Hab ich eigentlich schon erwähnt das auf der Strecke mit ziemlichen Steigungen zu rechen ist. Zu dem Teil kommen wir jetzt. Nach ungefähr zwei Drittel ist Schluss mit lustig. Ein Hügel und ein Berg nach dem anderen. Teilweise so steil, dass man schieben muss, da selbst die kleinste Übersetzung nicht mehr hilft.

Immer wenn ich wieder mal einen Berg runterfahre und der nächste schon in Sicht ist, nehme ich mir vor mitten auf der Straße so lange zu schreien, bis mich jemand mitnimmt. Hat nichts genutzt.

Auch der ist vorbeigefahren
Kautschukbäume

 

Nach zwei Stunden schimpfen bin ich dann, ziemlich fertig, am Ziel in Chiang Khong. Hier sind wieder einige große Tourihotels. Das heißt, die Infrastruktur ist wieder besser als in den letzten zwei Ortschaften. Es gibt wieder zahlreiche Kneipen, Kaffees und auch Restaurants mit den unterschiedlichsten Ausstattungen und Angeboten.

Dann das hier. Mahnmal für alle Fahrräder die sich am Berg blöd anstellen. Ich hoffe das ist meinem Reisegefährten eine Warnung

Für 200 Bath kann ich übernachten. Das Hotel hat sehr gute Bewertungen, allerdings ist mein Zimmer wirklich nur eine kleine Schachtel zum Schlafen. Toilette und Dusche sind bei dem Preis outside. Es ist an diesem Abend immer noch so frisch, dass das Bier und das Essen nicht richtig schmeckt.

Ich bin gefrustet und sehen mich nach einer Wolldecke und der Couch zu Hause. Nach 10 Stunden Schlaf sind am nächsten Morgen alle Probleme aus der Welt geträumt und es geht weiter.

Handyshops sind auch im hohen Norden ein Anziehungspunkt für junge Leute
Tuk-Tuk`s schauen im Norden etwas größer und rustikaler aus
Bei der Kälte tragen fast alle Hunde ein T-Shirt

Hier die Route auf Komoot

21 Rad: Thailand – irgendwo am Mekong – Chiang Khong – https://www.komoot.de/tour/1398502235

20 Minibus Thailand – Mae Chang – irgendwo am Mekong. – https://www.komoot.de/tour/1398476546

19 Rad: Thailand – Mae Chan – Chiang Saen – https://www.komoot.de/tour/1398474722

Route komplett

 

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Alle auf dieser Seite genannten Produkte, Hotels, Veranstalter usw. wurden von mir selber bezahlt. Ich habe keine Vergünstigung erhalten.  Sollte es Produkte geben, für die ich eine Provision bekomme, sind die mit einem Werbehinweis versehen.

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