Ein deutscher Stammtisch von Muang Ngoi.

 

 

Ein deutscher Stammtisch von Muang Ngoi.

 

—- Laos, Luang Prabang, Nong Khiaw   Muang Ngoi, —-    

Schon zu Hause beim Schmökern hat mich das im Loose beschriebene Muang Ngoy begeistert. Damals war alles weit weg, unerreichbar, unvorstellbar, exotisch und fremd. Jetzt, nach 37 Tagen in Asien, ist das Unvorstellbare in den Hintergrund getreten. Trotz der Fremde wird vieles normal und ich kann Asien entspannt genießen.

Exotisches Muang Ngoi oder Muang Ngoy

Wieder ein Beispiel der unterschiedlichen Schreibweisen in Laos. Selbst der allwissende Google kommt hier ins Straucheln. Während es auf Google Chrome Muang Ngoi heißt, findet es man auf Google Maps unter Muang Ngoy.

Um nach Muang Ngoy zu kommen, muss man von Luang Prabang auf der Straße ca.150 km nach Norden. Ab Nong Khiaw geht’s dann noch eine Bootsstunde weiter. Bis vor ein paar Jahren war der ganze Trip von LP aus noch mit dem Boot möglich. Wegen eines (chinesischen) Staudammprojektes ist die Fahrt nur noch auf der Straße möglich. Leider konnte ich nirgendwo eine verlässliche Information über Gästehäuser finden. Das Nächste wäre erst in ca. 90 km. Das war mir nicht zuverlässig genug und zu weit. Da das Navi eine immerwährende kleine Steigung voraussagt, bleibt eigentlich nur der Minibus als Alternative.

Immer diese Entscheidungen

Eine Option im Nachhinein wäre gewesen, das Rad in den Bus zu packen und dann zurück zu radeln. Vom Norden her sind noch einige Übernachtungsmöglichkeiten geboten. Bei einem zwar welligen, aber kontinuierlichen Abwärtsgefälle wäre das in zwei Tagen zu bewältigen. Egal, die Entscheidung ist gefallen und ich stehe weitere drei Stunden später schon vor der nächsten: Hotelzimmer oder Boot.

Eigentlich war hier in Nong Khiaw eine Übernachtung geplant und morgen sollte es ganz gemütlich mit dem Boot nach Muang Ngoy gehen. Es ist noch tolles Wetter und die Nachmittagssonne verspricht gutes Licht für Fotos. Ganz spontan entscheide ich mich für das Boot.

Der Einstieg erfolgt wie so oft über ein anderes Boot

Ein kleiner Hinweis. Auf den Fotos ist noch das Wasserzeichen meiner alten Webseite hinterlegt. Im Rahmen der Neugestaltung hab ich die Bilder ohne Änderung übernommern.

Rappelvoll

Beim Ticketkauf komme ich mit Andrea ins Gespräch. Sie ist letztes Jahr fünfzig geworden und hat sich als Geburtstagsgeschenk eine dreimonatige Auszeit genehmigt.

Das Boot wird wieder laotisch vollgestopft und die Bewegungsfreiheit zum Fotografieren war praktisch nicht vorhanden. Somit muss ich mich mit ein paar provisorischen Bildern, oft noch mit Gegenlicht, begnügen.

Ich wiederhole mich……….In Laos heißt Voll, wirklich Voll
Blick aus dem vollgestopften Boot

 

Nach einer Stunde sind wir am Ziel. Endstation Muang Ngoy. Ein kleines Fischerdorf, das inzwischen auch zum Großteil vom Tourismus lebt. Noch besteht es aus kleinen Hütten und Bungalows. Ein großer Betonklotz wird gerade erstellt.

Bei der Suche nach einer Unterkunft nehme ich gleich die Erste oben an der Treppe. Das Zimmer ist sauber und kostet 50.000 Kip und ist wegen des fehlenden Flussblickes um 20.000 Kip billiger als in der ersten Reihe.

Meine Unterkunft ist in der zweiten Reihe

 

Der Spaziergang durch den kleinen Ort bestätigt die Ursprünglichkeit. Kein Asphalt und Beton auf den Straßen und Wegen. Nur Schotter und Lehm. Auch die Zugänge zu den Hütten sind krumme bucklige schmale Lehmpfade, die man mit Hühnern und Schweinen, die frei herumlaufen, teilt.

Dorfstraße in Muang Ngoy
Das einzige motorisierte Gefährt
Das ist………..?…..
???????….. die Polizeistation!

 

 

Der Ort hat geschätzt ca. 250 Einwohner und benötigt scheinbar unbedingt eine Polizeistation.

Auch er verdient sein Geld inzwischen nicht mehr mit Fischen, sondern mit den Touris

Deutscher Stammtisch

Zurück von der Ortsbesichtigung bestelle ich mir in meinem Gasthaus was zu beißen. Bis auf eine laotische Prinzenrolle hatte ich wegen der Busfahrt und der Aussicht auf tolle Toiletten noch nichts gegessen. Trotz der Abgeschiedenheit spricht mein Vermieter, ein junger Kerl, englisch und französisch. Das beste Kapital im Tourismus. Nur der Service ist noch ausbaufähig. Das Kickbox-Turnier im Fernsehen hemmt den Geschäftstrieb.

Schon bald gesellt sich Andrea zu mir. Wir kommen ins Ratschen. Da deutsche Laute im fernen Laos für den einen exotisch, für den anderen nach Heimat klingen, sind wir kurze Zeit später schon zu fünft. Mit Christine, Doris und Rita werden auch noch sofort Tipps ausgetauscht. Die beiden Letzteren sind mit ihrem Mountainbike ebenfalls schon sechs Wochen unterwegs. Rita verbringt ihren Urlaub schon mehrere Jahre in Laos und kennt das Land wie ihre Westentasche. Natürlich klammer ich mich an die beiden und bekomme auch richtig gute Tipps.

Während mir Hermann auf dem Slowboat schon ein paar Funktionen der Kartenapp Maps Me erklärt hat, bekomme ich von den beiden jetzt eine kurze Unterweisung in OsmAnd. Auch kostenlos und mit Gasthäusern in der Kartenansicht. Ganz wichtig für die nächsten Tage, den auf der Strecke nach Vang Vieng über die Berge sind die Unterkünfte rar. OsmAnd hab ich seit dem nicht mehr benutzt. Ich weiß nicht, wie aktuell das Programm ist.

Impressionen aus Muang Ngoy

Kassensturz

Kaum ist die Sonne hinter den Bergen verschwunden, wird es so frisch, dass ich mich aufs Zimmer zurückziehe. Bei einem Kassensturz rächt sich meine spontane Idee, gleich weiterzufahren. Das Geld wird knapp und hier gibt’s nun wirklich keinen Bankautomaten. Für das Frühstück und das Rückfahrtticket reicht es gerade noch. Zum Tellerwäscher wird man trotz knapper Kasse nicht. Einige Restaurants bieten auch einen Money-Change an. Ob die allerdings Euronen nehmen oder nur Dollars, hab ich nicht ausprobiert.

Als ich in der Nacht die Reste des Gute-Nacht-Bierchens loswerden will, muss ich mich orientieren und überlegen, ob ich wirklich alleine in meinem Zimmer bin. Der Zimmernachbar schnarcht so laut durch die dünne Holzwand, dass ich zuerst dachte, der liegt bei mir im Bett.

Büfett am Straßenrand

Am nächsten Morgen trifft man sich zum Frühstücksbüfett auf der Dorfstraße zwischen Hühnern, Schweinen, Kindern und Touris. Für 12.000 Kip kann man essen so viel man will und Kaffee wird nachgeschenkt.

Frühstücksbüfett an der Dorfstraße
Einfach aber richtig gut.

 

Die Überlegung bis zum Nachmittag zu verlängern und den Ort noch etwas zu erkunden wird mir am Kartenschalter abgenommen. Heute fahren die Boote nur am Vormittag. Bei meiner knappen Finanzlage wäre ich bei einer weiteren Nacht ganz schön in die Bredouille gekommen.

Laotische Gelassenheit

Rita und Doris wollten ein Privatboot mieten. Bei 6 Personen würde es genau so viel gekostet wie das Große. Der Unterschied, wir haben Platz und sitzen nicht wie die Heringe.

Sie hatten schon, einschließlich mir, fünf Personen beisammen. Sie versuchen beim Frühstück noch ein paar Touris für die Fahrt zu begeistern. Vergeblich, die anderen sind auch abgesprungen. Also dann doch wie die Hühner auf der Leiter im großen Boot. Inzwischen verlassen die Touris den Ort wie die Ratten das sinkende Schiff. Es werden immer mehr. Keine Ahnung, wo die alle herkommen, gewohnt haben und warum sie alle wegwollen. Wir drei machen auf laotisch und lassen uns Zeit. Alle Rucksäckler drängen nach vorne. Irgendwann wird ein zweites Boot geholt. Auch das ist in kürzester Zeit rappelvoll. Schon bald stellt der Kapitän des zweiten Bootes ebenfalls fest „Rien ne va plus.“…nichts geht mehr. Ein drittes Boot fährt vor. Übrig sind nur noch wir drei, zwei Fahrräder und mein schnarchender Zimmernachbar. Letztendlich hat sich das Warten ausbezahlt. Wir haben unser Privatboot und allen Platz der Welt.

Leider spielt das Wetter nicht ganz mit. Der Himmel ist wolkenverhangen und für Postkartenfotos reicht es wieder nicht.

Der erste Betonklotz wird gerade erstellt. Vielleicht kommt ja nächstes Jahr schon McDonalds????
Blick nach vorne. Der Gesundheitsstuhl unseres Kapitäns.

 

In Nong Khiaw, mit Aussicht auf einen Bankautomaten, häng ich noch einen Tag an, während Rita und Doris mit dem Minibus nach Luang Prabang fahren. Whatsapp ist inzwischen auch getestet, wir bleiben in Kontakt.

Doris und Rita waren sechs Wochen mit dem Rad in Laos unterwegs

 

Schon 100 Meter nach der Anlegestelle hat der erste Hotelwerber seinen erfolgreichen Abschluss. Scheinbar gehört ihm das große Hotel gleich neben der Brücke. Es kostet 60.000 ist sauber und passt. Vermutlich hat er schon schlechte Erfahrungen gemacht, nur so ist die sonst unübliche Vorauszahlung zu erklären. Mit Händen und Füßen folgt jetzt eine Frage- und Antwortspiel mit einem Ziel: Bankautomat.

Der steht genau am anderen Ende der Brücke und spuckt ebenfalls unüblich lauter nagelneue 100.000 Kip Scheine aus. Das ist in ungefähr so Laos so wie bei uns 500€ Scheine. I Laos kann die kein Mensch wechseln. Ich probier`s gleich am Restaurant daneben und genehmige mir einen Cappu.

Der hatte es in sich. Ich vermute mal, die Milch macht’s ..…..

Ein Cappu und seine Folgen

Schon beim Bezahlen rumpelt es wieder mal im Gedärm. Die Gasthausbesitzerin konnte auf den großen Schein nicht herausgeben. Mit dem Moped und meinem neuen Schein fährt sie ins Dorf zum Wechseln. Für mich und meinen unruhigen Darm dauert das gefühlt ein Jahrtausend.

Im leichten Galopp, so schnell es zusammengezwickte Arschbacken erlauben, watschle ich über die Brücke auf den Topf.

Später, als sich mein Innenleben etwa beruhigt hat, spaziere ich nochmals auf die andere Flussseite. Dort frage interessehalber, was so ein Bungalow kostet. Unverschämte 160.000 Kip incl. Frühstück. Zieht man 20.000 für das Essen ab, bleiben für die schäbige Hütte immer noch 140.000. Ein Wucherpreis nur wegen des Flussblickes.

Flussblick in Nong Khiaw
Wegen des Flussblickes kosten die Hütten mehr als das Doppelte

 

Die Bloggarbeiten ziehen sich den ganzen Tag dahin. Dafür ist so ein Schlechtwettertag, es ist bewölkt und stark windig, gerade recht. Bei einem abendlichen Probelauf zum Busbahnhof gibt’s dann noch Einblicke in das einfache Dorfleben.

Haarpflege
Auch die Katze mag es warm

Eine staubige Angelegenheit

Trotz der asphaltierten Straße ist die Staubbelastung enorm. Das merke ich, als ich meinen leergefegten  Magen-Darmtrakt beim Inder wieder mit Verwertbarem füllen will.  Die staubigen Tische sind nicht wirklich einladen, aber das Verlangen nach Garlic-Chicken beseitigt alle Skrupel. Der Tisch wird vor dem Essen abgewischt und ist beim Bezahlen genauso eingestaubt wie beim Bestellen. Auch auf dem Handy hat sich in der kurzen Zeit eine Staubschicht gebildet. Die Bevölkerung muss hier schon einiges aushalten.

Der kräftig frische Wind treibt mich bald ins Innere meines Zimmers.

Am nächsten Morgen geht`s in aller Ruhe zum Busbahnhof. Ein gemütlicher Spaziergang auf der gesperrten Dorfstraße durch den Markt.

Markt auf der Dorfstraße

 

Ein paar Häuser weiter wird auch auf der Straße und in den angrenzenden Häusern eine Hochzeitsfeier vorbereitet. Damals wusste ich noch nicht, wie nervig laut so eine Veranstaltung wird.

 

Um 9.00 startet der vollgepackte Minibus, diesmal auf dem Rücksitz, in Richtung Luang Prabang. Der Fahrer dieses betagten Busses war nicht ganz so zimperlich mit den zahlreichen Schlaglöchern wie sein Kollege vor zwei Tagen. Trotzdem war die Fahrt erträglich.

Zimmersuche

Wieder zurück am Hotel in Luang Prabang ist außer der alten Oma niemand zu finden. Sie kann kein Englisch und schüttelte nur immer den Kopf. Heißt das jetzt kein Zimmer frei oder ich verstehe kein Englisch. Zehn Minuten später kommt der Besitzer und kettet mein Fahrrad von dem alten Moped los. Das heißt dann übersetzt wir sind ausgebucht.

Jetzt geht die nervige Zimmersuche wieder los. Das Angebot in LP ist riesig allerdings liegen die Zimmerpreise schon um einiges über meinem durchschnittlichen Budgets. Die Ansprüche sind nach 37 Tagen Asien nicht mehr ganz so hoch wie am Anfang der Reise. Ein sauberes Bett, eine saubere Toilette und WLAN sind die Grundvoraussetzung. Meistens ist es ein schmuckloser Raum mit einer Neonlampe und Ventilator an der Decke und mit etwas Glück steht noch ein Tischchen mit zwei kleinen Wasserflaschen zum Zähneputzen im Raum.

Familienanschluss

So auch im Boupha Guesthouse gleich um die Ecke. Um in das Zimmer zu kommen, muss man durch das familieneigene Travelbüro, den anschließenden kombinierten Wohn- und Schlafbereich und an der Küche vorbei. Die Oma schläft auf einer Matte auf dem Fußboden. Die beiden Enkelkinder schauen einen Comic im Fernseher und die Mutter kocht gegenüber meiner Zimmertüre was zu essen. Das nenn ich mal Privatsphäre. Für eine Nacht genügt das. Ich hab von Luang Pragbang inzwischen genug gesehen und nutze den Tag um Daten zu sichern und am Blog zu arbeiten. Das WLAN-Netz ist hervorragend und lässt sogar einen kleine Skype-Ratsch mit meiner Mutter zu.

Hier geh`s zu meinem Zimmer

 

Alte Bekannte

Bei einer kleinen Blogpause will ich mir die Beine vertreten. Wer sitzt gegenüber meiner Unterkunft beim Beerlao: Eva und Hermann. Die Wiedersehensfreude ist groß. Gleich werden wieder alle Ereignisse der letzten Tage durchgekaut.

Leider muss ich mich nach einer halben Stunde verabschieden, da ich mich kurz vorher per Whatsapp, mit Doris und Rita zum Büfett verabredet habe.

Das Abschiedsbierchen mit den beiden zieht sich bis 22.15 hin. Sie müssen morgen ihre Räder verpacken, denn übermorgen geht das Flugzeug nach Hause.

Ihr seht schon, Radler sind in Laos selten alleine. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass das Straßennetz in Laos so dünn ist, dass man sich auf den wenigen Möglichkeiten immer wieder über den Weg läuft bzw. fährt.

Tote Hose

Als ich um 22.15 zu meiner Schlafstätte gehe, ist der Nachtmarkt komplett abgebaut. Alles ist stockdunkel, selbst die teuren Tourikneipen haben bis auf zwei schon geschlossen. Ich hab vorsorglich noch meinen Vermieter gefragt, wie lange geöffnet ist. Bis Mitternacht kann ich ins Zimmer. Ich schleich mich an den Schlafenden, die im Wohnzimmer auf dem Boden liegen, vorbei in mein Zimmer mit Familienanschluss.

Am Abend stellt sich heraus, dass hinter der einen Meter entfernten Ziegelwand, an meinem Fenster die Küche des benachbarten Restaurants war. Geschirrklappern und ein gut gelaunter singender Tellerwäscher will mich in den Schlaf wiegen. Das Fenster hat wieder mal keine Scheiben und somit fehlt mir der Lautstärkeregler, um das für europäische Ohren eher nervige Geräusch zu reduzieren. Nach dem aber in Luang Prabeng spätestens um 22.00 Uhr die Gehsteige hochgeklappt werden, hat der gut gelaunte Tellerwäscher auch bald ausgezwitschert.

Am nächsten Morgen plätschert es neben besagtem Fenster. Es wird doch nicht regnen?  Nein, die Abwasserentsorgung der Zimmer nebenan und oberhalb wird durch ein kleines Rohr in der Wand in einer Abflussrinne unter meinem Zimmer geleitet. Hoffentlich nur das Duschwasser???

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Alle auf dieser Seite genannten Produkte, Hotels, Veranstalter usw. wurden von mir selber bezahlt. Ich habe keine Vergünstigung erhalten.  Sollte es Produkte geben, für die ich eine Provision bekomme, sind die mit einem Werbehinweis versehen.

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