—- Thailand, Chiang Mai —-
100 Bath für das Phrasenschwein. Chiang Mai im Januar……Mir gefällt‚s trotzdem.
Ich bin inzwischen völlig gerädert (hat nichts mit meinem roten Reisegefährten zu tun) in Chiang Mai angekommen hätte ich schwören können, dass ich die ganze Nacht nicht geschlafen hab. Nachdem die Uhr inzwischen doch schon 5.00 Uhr anzeigt, muss ich mir eingestehen: Ich war dann mal weg……..????
Scheinbar bin ich im Bus doch für vier Stunden im Reich der (Alp)träume gelandet. Meine Bettnachbarin ist Französin im besten Alter, (ungefähr so jung wie ich) und hatte sich vermutlich schon seit Bangkok über einen freien Platz an ihrer Seite gefreut.
Dann komm ich!
Den gönn ich ihr!
Französisches Bettgeflüster
Nachdem wir unsere anfängliche Schüchternheit abgelegt haben entwickelt sich doch noch ein kleines Bettgeflüster. Allerdings wirklich nur klein, da sie in ihrem innersten Sprachzentrum genauso nach englischen Wortfetzen wühlt wie ich.
Anschließend nochmals Augenpflege mit möglichst geringem Bewegungsaufwand. Jeder versucht sich auf seinem handtuchbreiten Sitz, mit drehen und strecken die Fahrt so erträglich wie möglich zu gestalten und zuckt zurück, wenn man aus Versehen den fremden Nachbarn berührt.
Busfrühstück
Um 7.00 Uhr werden die Decken eingesammelt und die Meute macht sich langsam über die ausgeteilten Köstlichkeiten in Form eines süßen gummigen Brötchens und einem Saft her. Das Carepaket enthielt auch zwei Tüten Pulverkaffee, Zucker und Milchpulver. Die blieben aber zwecks fehlendem heißen Wasser, ev. aus Bequemlichkeit oder aber auch wegen einer bevorstehenden Sauerei ungeöffnet im Karton.
Am Busbahnhof ist das Gepäck innerhalb von Minuten auf dem Boden verstreut. Jeder sucht sich seine passenden Reiseutensilien zusammen und darf sich mit aufdringlichen Taxifahrern unterhalten. Mein Fahrrad bietet mir in dieser Richtung Schutz. Mich fragt keiner.
Schräg gegenüber ist ein McDonalds der mich gegen Bares mit einem Cappu versorgt. Das war aber auch dringend notwendig. Dann geht’s dank Navi recht flott zum Hotel, das mir zum ersten Mal das kalte Grauen in die Augen treibt. Ne richtig abgewohnte Bruchbude. Nach der zurückliegenden französischen Nacht brauch ich zuerst mal ne Dusche. Den schwarzen Flecken nach zu urteilen denke ich mir da war einer vor mir aber mal richtig dreckig??? Anschließend, es ist inzwischen auch deutsche Morgenstunde, werden ein paar Apps nach Hause geschickt und schon wird es erträglicher.
Beim täglichen Wühlen im Internet stoße auf die Adresse von Lindaguesthouse. Das ist eine kleine Pension etwa drei km vom Zentrum entfernt und wird seit 30 Jahren von Thedda aus Deutschland betrieben. Dort werde ich morgen mal vorbeischauen, um dann eine gepflegtere Bleibe zu ergattern.
Chinag Mai im ersten Überblick
Nun gilt es den ersten Überblick zu verschaffen und eine Kleinigkeit zwischen die Zähne schaufeln.
Mit frisch zubereitetem Burger gestärkt, stolziere ich mit meinen nicht mehr ganz taufrischen Klamotten in eines dieser tiefgekühlten hochglanzpolierten Hotels, um an einen Stadtplan zu kommen. Auch mir wird ganz zuvorkommend die Türe aufgehalten. Ich konnte nicht bemerken das sich der Türblatthalter nach meinem Hindurchhuschen die Nase zugehalten hat. So gesehen könnte ich den morgigen Waschtag ja nochmals verschieben.
Das war‚s fürs Erste.
Chiang Mai, auch Rose des Nordens bezeichnet, liegt im fruchtbaren Tal des Flusses Ping. Sie ist die größte und wichtigste Stadt im Norden des Landes. In der Stadt und näheren Umgebung gibt es über 200 buddhistische Tempel. Als Universitätsstadt sind auch sehr viele jugendliche aus aller Welt anzutreffen. In den letzten Jahren hat sich Chiang Mai aufgrund seine Klimas, der günstigen Preise und der guten Infrastruktur zu einem beliebten Ziel für Backpacker und Blogger entwickelt.
Bettenwechsel, man spricht Deutsch
Am nächsten Morgen stehe ich schon um 9.00 im Garten von Lindasguesthouse.
Wir werden schnell Handelseinig, ich kann sofort einziehen und werde auch gleich mit nützlichem Tipp versorgt. Ihr Mann versucht mir eine dreitägige Trekkingtour schmackhaft zu machen. So interessant das klingt, muss ich leider ablehnen. Während mir 50-80 km Radfahren keine Probleme bereiten, bereitet mir mein kaputtes Knie nach wenigen Meter Fußmarsch, Probleme. Keine guten Voraussetzungen für drei Tage Dschungeltrekking.
Für eine Stadt wie Chiang Mai ist mein Fahrzeug ideal. In ca. 5 Minuten bin ich im Trubel der Stadtmitte und kann auch wirklich in kürzester Zeit jeden Winkel erreichen. Die eingesparten Kosten für Tuk-Tuk, Taxi oder Minibusse werden in gutes Essen investiert.
Die Temperaturen sind im Gegensatz zu den letzten Tagen mit 28 -30° genau richtig. Nachts kühlt es bis auf 18 Grad ab. Die Einheimischen frieren und sind in der Früh mit Anorak unterwegs, die Touristen mit Achselshirt und kurzer Hose. Nach der drückenden schwülen Luft in Bangkok ist das wie guter deutscher Sommer. An jeder Ecke ein Straßenkaffee, Musikkneipe oder Sportsbar.
In den Polizeiakten!
Bevor ich mit meiner Wat-Wanderung beginne müssen noch ein paar Kleinigkeiten an meinem Rad umgebaut werden. Der Tacho hat seit 2 Tagen keine Funktion. Dem Fühlerkabel, obwohl optisch unversehrt, scheint bei der Moped-Geisterfahrt das Herz bzw. das Magnet stehen geblieben zu sein.
Anon der Sohn von Thedda ist selbst Radfahrer. Er kennt natürlich hier eine gute Adresse. Zufällig treffen wir uns eine halbe Stunde später vor dem Laden und ich wandere zuerst in die Polizeiakten dann in den Shop.
Anon hat einen Freund dabei, der bei der Polizei in Ausbildung ist. In seinen Unterlagen wird jetzt mit Foto dokumentiert, wie er einer Langnase geholfen hat ein dringend benötigtes Ersatzteil für sein Fahrrad zu bekommen.
Verlust
Wenn man täglich das Quartier wechselt, ist von Haus aus mit einem gewissen Schwund an persönlichem Hab und Gut zu rechnen.
Das ist mir bei 15 Wechsel bisher mit einer Ausnahme gut gelungen. Ausgerechnet am ersten Tag in Bangkok musste ich meinen kleinen unscheinbaren fast unbezahlbaren Lidl-Fahrradhelm auf die Verlustliste stellen. Hier kann ich die Schuld eindeutig dem Jetlag in die Schuhe schieben. Nachdem ich dort das Tretfahrzeug nicht benutzt habe, ist er auch erst am dritten Tag als abgängig aufgefallen. Ich bin mehrmals zum ersten Hostel zurück und habe nachgefragt. Leider ohne großen Erfolg.
Update: In den ganzen drei Monaten ist mir bei 56 Bettenwechsel mit ein- und auspacken außer dem Helm und meinem Stirnband nicht abhandengekommen. Schon ein kleiner Erfolg.
Auf jeden Fall will ich die Reise nicht ohne Helm fortsetzen und besorge mir eine neue Kopfbedeckung. Für mein Tachoproblem hatte er auch keine Lösung. Hier in Chiang Mai werden ausschließlich Cataye Produkte ans Rad geschraubt.
Chiang Mai und seine Tempel
Nach so viel Kommerz beginnt endlich das Kulturprogramm mit einer Wat-Wanderung.
Eindrücke meiner Wat-Wanderung
Einer von über 200 Tempel
Alles in Plastik verpackt
Spenden darf man in jedem Tempel. Hier aber nur die, die im Jahr der Kuh geborenen sind.
Hier kann man seine Wünsche schriftlich vorbringen. Wegen des Andranges am besten auf Endlospapier.
Dank meines roten Flitzers komme ich in jede noch so kleine Gasse auch am andren Ende der Stadt. Nach anfänglicher vornehmer Zurückhaltung stehe ich inzwischen wie alle Zweiradfahrer an der Ampel in der Poleposition. Der kleine Unterschied ist nur, ich habe keinen Gasgriff, so dass ich beim Blitzstart kräftig in die Pedale treten muss. Das Mitschwimmen im Stadtverkehr geht einfacher als gedacht. Es sind viele Radfahrer unterwegs, sodass sich die Autofahrer schon daran gewöhnt haben und dementsprechend vorsichtig agieren.
Markt am Wochenende
Jeden Samstagabend ist in Chiang Mai großer Markt. Dazu wird am Nachmittag eine der größten Straßen der Stadt gesperrt und die Leute beginnen mit dem Aufbau der Marktstände. Das Verkehrschaos rund um den Platz würde jedem deutschen Lokalpolitiker innerhalb kürzester Zeit Kopf und Kragen kosten. Hier gehört es zum täglichen Leben. (Der Stau, nicht der Kopf)
Menschenmassen auf dem Nachtmarkt
Mit dem Boot zum Bahnhof
Im Laufe des Abends füllen sich die Straßen mit Menschenmassen. Es ist oft gar kein Durchkommen zu den Verkaufsständen. Auf dem Markt ist so gut wie keinen Touri-Kitsch zu bekommen. Es werden fast ausschließlich regional handwerkliche und künstlerische Produkte angeboten. Natürlich darf auch die Verköstigung nicht zu kurz kommen. Ich bestelle mir einen thailändischen Wrap.
Mit Liebe zubereitet
Das Mädchen bereitet den mit äußerster Konzentration zu. Fast jedes Fleischstückchen wird mit einer Zange einzeln auf den Fladen gelegt. Daneben ein gibt’s mit derselben Inbrunst gefertigt, eine spezielle Ausgabe eines Bananapancake. Bei uns ist man Bedacht möglichst schnell viele Speisen an den Man zu bringen. Hier steht zuerst das Produkt im Mittelpunkt.
Das Abendessen liebevoll von Hand gemacht…
Massentrubel
Der Markt mit allen Nebenstraßen ist bestimmt über 2 km lang. Ich kann mich gar nicht satt sehen und komme immer tiefer in den Massentrubel.
Gegen 21.00 such ich mein Fahrrad. Gar nicht ganz einfach. Das ist inzwischen so mit Mopeds zugeparkt, dass ich es zuerst suchen und dann über Kopf raustragen muss.
Nach dem alle Menschen auf dem Markt versammelt sind hab ich die Menschenleeren Tempel für schöne Nachtaufnahmen ganz für mich alleine.
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