Die Zugspitze, Deutschlands höchster Berg
Der höchste Berg Deutschlands
Jetzt bin ich schon kurz vor der Rente, nur gute 90 Minuten von Garmisch-Partenkirchen entfernt und habe es trotzdem noch nie auf die Zugspitze geschafft. Zugegeben, es gab mehrere Anläufe, aber geklappt hat es erst, als unser Chef und der Betriebsrat das gesponsert haben. Kollektiver Gruppenzwang im positiven Sinn. Dass bisher alle Versuche gescheitert sind, hat verschiedene Gründe. Beim ersten Mal war das Wetter im Tal gut, auf dem Berg, aber sehr zweifelhaft. Beim zweiten Versuch waren die körperlichen Gebrechen zu hoch, um schnell mal 53 € für den Transport aus dem Ärmel zu schütteln. Bei diesem Preis für Berg- und Talfahrt, mal zwei, meine Frau wäre dann ja auch dabei, sollten die äußeren Bedingungen schon stimmen.
Auf geht`s zur Zugspitze
Unfreiwilliger Blick auf die Zugspitze
Im Januar verbrachte ich sieben Tage in der Endogap-Klinik in Garmisch-Partenkirchen. Dort bekam ich mit einem künstlichen Kniegelenk ein weiteres Ersatzteil verpasst. Vom Bett aus hatte ich die ganze Zeit einen herrlichen Blick auf das Zugspitzmassiv. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich mich bereits 6 Monate später völlig schmerzfrei auf meinem Zimmerausblick bewegen würde.
Der Blick vom Bett zur Zugspitze. Nicht täuschen lassen. Die Zugspitze ist der linke Gipfel.
Zugspitze und Skischanze. Die Zugspitze ist der Mittlere der drei Gipfel
Aller guter Dinge sind Drei
Neben dem Chef und dem Betriebsrat musste noch der Dritte im Bunde mitspielen. Der war noch etwas höher angesiedelt als der Chef und der residiert immerhin im 1. Stock. Die Rede ist vom Wettergott. Schon die ganze Woche zuvor wurden auf sämtlichen greifbaren Handys alle verfügbaren Wetter-Apps dem Stresstest unterzogen. Sah es Anfangs der Woche noch nicht sonderlich gut aus, besserten sich die Vorhersagen täglich.
Wie sagt schon ein altes Sprichwort so treffend: „Wenn Engel reisen………
Wir wurden mit blauem Himmel und Sonnenschein belohnt. Selbst vor dem Münchner Haus auf 2964 m Höhe konnte man im T-Shirt im Freien sitzen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Natürlich waren die Kollegen, die Sizilien für einen Vorort von Sibirien halten, in eine dicke Jacke gewickelt.
Seilbahn oder doch Bodenständig
Zurzeit gibt’s auf deutscher Seite nur die Möglichkeit, mit der Zahnradbahn auf die 2600 m hohe Zwischenstation zu kommen. Die startet zum einen am Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen und am Eibsee-Parkplatz in Grainau. Scheinbar endet die Garmischer-Linie hier. Denn kaum hatten wir es uns in den leeren Waggons gemütlich gemacht, stürmten Massen von Menschen aus einer gerade ankommenden Bahn unser Abteil. Für die meisten blieben nur noch Stehplätze übrig. Die Fahrt ist völlig unspektakulär. Sie gleicht eher einer langsamen Straßenbahnfahrt und dauert ca. eine Dreiviertelstunde. Die ersten 15 Minuten geht’s, je nach Steigung, mal flott, mal etwas langsamer durch den Bergwald. Der Rest der Fahrt findet im dunklen Tunnel statt. An zwei Stellen gibt’s auf der einspurigen Bahn Ausweichplätze für den Gegenverkehr und dann noch die Bedarfshaltestelle Riffelriß, die hauptsächlich für Bergwanderer gedacht ist.
Die Endhaltestelle der Zahnradbahn liegt auf 2600 m Höhe. Man kann, ohne das Gebäude zu verlassen, mit einer Seilbahn direkt zum Münchner Haus auf dem Gipfel weiter fahren.
Das Ticket bitte gut aufbewahren, sonst kommt ihr bei der Talfahrt nicht durch die Schranken der Bahn.
Die Zahnradbahn. Hier ein älteres Model im Tunnel des Schneefernerhauses
Eibseebahn
Wie eingangs schon erwähnt, kommt man von deutscher Seite aus zurzeit nur mit der Zahnradbahn nach oben. Die schnellere und ohne Zweifel interessantere Variante ist die Seilbahn. Das ist aber erst wieder im Winter möglich.
Die alte Eibsee-Seilbahn wurde heuer im Frühjahr stillgelegt und wird, unübersehbar, durch eine neue ersetzt. Schon von unten sieht man die großen Baukräne auf Deutschlands höchster Baustelle in den Himmel ragen. Die alte Bahn aus dem Jahr 1963 ist mit einer stündlichen Kapazität von 300 Personen, wurde den Menschenmassen nicht mehr gerecht. Seit dem Frühjahr 2015 wird parallel dazu eine neue Bahn mit einer Kapazität von 540 Personen pro Stunde gebaut. Sie soll im Dezember 2017, pünktlich zur weihnachtlichen Skisaison, in Betrieb gehen. Mit ihr kommt man im Gegensatz zur Zahnradbahn direkt zum Gipfel.
Mittelstation
Aber auch an der Mittelstation (2600 m) gibt’s einiges zu sehen und zu erleben. Gleich neben dem Ausgang kann man Deutschlands höchsten Maibaum bewundern. Daneben Deutschlands höchste Kapelle, in der jeden Sonntag um 12:00 Uhr eine katholische Messe gefeiert wird. Ihr seht schon, mit dem Superlativ „höchste“ wird hier nicht gespart. Für Kinder gibt’s einen kleinen Kletterweg mit Brücke, daneben auch für die großen Kinder eine Rodelbahn auf echtem Gletscherschnee. Das ist entgegen allen Gepflogenheiten kostenlos. Dieser tolle Brauch wird in den zahlreichen Restaurants leider nicht mit übernommen.
Die einzelnen Flecken links von der Kapelle sind der Süd-Gletscher, das geschlossen Schneefeld rechts ist der Nord-Gletscher
Mittelstation der Zugspitze
MitteGletscherrodeln für Jung und Alt. Auch im Sommerlstation der Zugspitze
Der höchste Maibaum Deutschlands
Finde den Fehler. Hat hier rechts ein Handwerker Konkurs angemeldet?
?Die höchste Kapelle
Gipfelsturm
Der Gipfelsturm von der Mittelstation bis zum Gipfelkreuz ist auf zwei Wegen möglich. Zu Fuß oder weniger anstrengend mit einer Seilbahn. Während ein paar Kollegen die schweißtreibende Variante in Angriff nahmen, vertraute sich der größere Teil doch dem 50 mm dicken Drahtseil der Gletscherbahn an.
Rot-Weiß-Rote Nachbarn
Unsere Rot-Weiß-Roten Nachbarn bieten ebenfalls einen Lufttransport zum Gipfel. Hier steht die Talstation in Ehrwald. Sie werben ganz ungeniert mit einer Fahrt auf Deutschlands höchsten Berg. Natürlich müssen sie bei der Beförderungszahl mit 730 Personen/Stunde gleich noch einen drauflegen. Ich möchte mir nicht vorstellen, wo die Menschen alle hin sollen, wenn beide Bahnen und die Zahnradbahn ihre Kapazität ausschöpfen. Da muss es einem angst und bange werden. Da gleicht das Oktoberfest einer menschenleeren Veranstaltung. Hier sieht man dann vor lauter Menschen keinen Berg mehr.
Nachdem es sich hier um zwei verschiedene Betreibergesellschaften handelt, vermute ich mal, dass hier keine Kombination für Berg- und Talfahrten auf beiden Seiten möglich ist. Bitte vorher prüfen.
Natürlich gibt’s auch noch die Möglichkeit, zu Fuß den Gipfel zu erklimmen. Dazu kann ich leider nichts beitragen. Bitte selber informieren.
Gipfel-Krähen oder Zugspitz-Raben???
Unser höchster Stolz
Um in der Liga der Dreitausender mitzuspielen, fehlen unserem höchsten Berg gerade mal 36 Höhenmeter.
Das kann man drehen und wenden wie man will, da kann der Watzmann noch so lange rufen und der Edi sein“ i werd narrisch plärren“. Unser höchster Stolz lockt den Ösis nur ein mitleidiges Lächeln ins Gesicht. Sie können mit dem Großglockner, als ihren höchsten Berg (3798 m) schon ein anderes Kaliber vorzeigen. Mit seinen 2964 m schafft es die Zugspitze bei unseren Nachbarn nicht mal in die Top 1000 der höchsten Gipfel.
Dort liegt der weltbekannte Kraxenträger in den Zillertalern Alpen mit 2999 m auf Platz 979. Nachdem wir hier immer noch mit 35 m hinterherhinken, müssen wir der Realität ins Auge blicken und mit einem Platz so um die 1600 zufrieden sein. Für so abgeschlagene Looser-Hügel gibt’s im Internet kein genaueres Ranking.
Links Rot-weises Österreich, rechts die bayrische Seite
Schneefernerhaus
Ein Teil unserer Truppe hatte, dank unserm Betriebsrats, eine exklusive Führung im Schneefernerhaus, dem Zentrum für Höhen- und Klimaforschung in Bayern. In dem Gebäude, ein ehemaliges Luxushotel, wird auf neun Etagen von 10 namhaften Instituten geforscht, gemessen und aufgezeichnet. Wer das ist und was alles untersucht wird, könnt ihr hier nachlesen. Schneefernerhaus
Der Mitarbeiter, der uns durch die Räume führte, hatte sichtlich Spaß an seiner Arbeit und seinen Ausführungen. Von ihm erfahren wir auch, dass die Tage des einzigen deutschen Gletschers gezählt sind. Der Südgletscher jetzt schon nur noch sporadisch vorhanden, wird vermutlich schon in zwei – bis drei Jahren verschwunden sein.
Der Nördliche, auch wenn man es sich nicht vorstellen kann, ist noch mit einer ca. 60 m starken Eisschicht bedeckt. Er verringert sich am Umfang jährlich bis zu 10 Meter. Experten gehen davon aus, dass der Permafrost im Jahr 2080 in Deutschland zu Ende ist.
Der Deutsche Wetterdienst ist einer der Mieter im Schneefernerhaus
Das Schneefernerhaus
Wetterwechsel
Wie schnell sich das Wetter in den Bergen verändern kann, merken wir, als wir die Forschungsstation verlassen. Eben noch strahlender Sonnenschein ziehen jetzt in rasantem Tempo immer mehr dunkle Wolken auf. Gott sei Dank, so moderat, dass unserem Gipfelsturm nicht im Wege stand.
Von oben hat man trotz des inzwischen wolkenverhangenen Himmels eine grandiose Aussicht. Der Eibsee strahlt türkisblau. Auf der anderen Seite kann man, wenn man den Hinweistafeln glauben darf, bis nach Venedig sehen. Na ja, vom Markusplatz hab ich mir etwas mehr versprochen.
Genauso interessant war es, den Bauarbeitern bei ihren akrobatischen Arbeiten am Stahlgerüst für die neue Eibseebahn zuzusehen.
Den Weg zum Gipfelkreuz, der nicht ganz ungefährlich scheint, haben wir uns aufgrund der Massen erspart. Wer ein paar Cent mehr investiert, kann im und vor dem Münchner Haus Deutschlands höchste Bratwurst, das höchste Weißbier und den höchsten Cappuccino zu sich nehmen.
Massenandrang am Gipfelkreuz
Das höchste Gebäude Deutschlands
Die Baustelle der neuen Eibsee-Seilbahn
Der Eibsee
Ein kleiner Gletschersee neben der Mittelstation
Grenzgänger
Seit dem Schengener Abkommen 1995 kann man die Aussicht natürlich auch auf kürzestem Weg in Österreich genießen. Allerdings ohne den Zusatz „höchst“. Dafür ist die Aussichtsplattform, wie alles in dem kleinen Land, immer eine Schippe größer als auf der heimatlichen Seite. Die Grenzstation war, heute unvorstellbar, bis dahin in Betrieb. So einfach von einem deutschsprachigen Land ins andere zu wechseln, sorry heißt ja „switchen“, war damals nicht möglich.
Grenzübergang auf der Zugspitze
Fazit
Wer unbedingt den höchsten Cappuccino, die höchste Bratwurst, das höchste Bier Deutschlands zu sich nehmen will, für den ist hier der einzig richtige Platz. Wegen des Gletschers würde ich das nicht mehr auf die lange Bank schieben.
Wer der vielen Asiaten vor Schloss Neuschwanstein überdrüssig ist, kann hier bei anderem Ambiente ebenfalls Chinesen gucken.
Mit dem Transport würde ich noch so lange warten, bis die neue Seilbahn in Betrieb ist oder doch bei den Schluchtis buchen. Allerdings könnte die Fahrt von Österreichs Gipfel zu deutschem Grund und Boden auf der Mittelstation nochmals ein paar Euronen kosten.
Die Zugspitze, ein lohnender, wenn nicht gerade billiger Spaß, den man als Bayer auf jeden Fall mal machen sollte.
Wie waren eure Eindrücke auf Deutschlands höchstem Berg?
Mal ehrlich, könnt ihr euch vorstellen, dass das Bier, Radler, Cappu, Bratwurst auf einem kleinen Berg in Österreich genauso gut schmeckt wie 20 m weiter östlich auf Deutschlands HÖCHSTEM Berg?????
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