Windhuk und die Geschichte von Jonny

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Das Frühstück ist hervorragend. Mein rechtes Auge ist nur minimal besser geworden, ich schaue immer noch durch starken Nebel. Der Spruch, „Das Auge isst mit“ passt in diesem Fall wie die Faust auf selbiges. Es ist ja nicht von den Augen die Rede. 😁 Wir packen unser Auto, bezahlen die Rechnung und fahren über die (C21/C15/M33) über Hoachanas, Uhlenhorst und Rehoboath nach Windhuk. Hört sich alles sehr deutsch an.

Am Ortsanfang von Hoachanas an einer armen Behausung geben wir unsere letzten Lebensmittel (keine angebissenen) und die Kleidungsstücke, die wir nicht mehr mit nach Hause nehmen wollen, an ein paar Bedürftige ab.

Polizeikontrolle

Die Schotterstraßen sind gut zu befahren. Ab Rehoboth ist auf der asphaltierten B1 wieder Tempo 120 erlaubt. Kurz vor Windhuk kommen wir in eine Polizeikontrolle und müssen neben dem deutschen auch den internationalen Führerschein vorzeigen. Der internationale ist natürlich irgendwo im Rucksack. Es dauert ein bisschen, bis Tschufi den rausgegruschtelt hat. Mit einem Lächeln über das alte Foto können wir weiterfahren. 😆 Kurz vor Windhuk fällt uns ein Obelisk auf. Den wollen wir besichtigen. Es handelt sich bei Heroes‘ Acre um ein Kriegerdenkmal. Es ist etwas verwahrlost und geschlossen. Vermutlich liegt die Ursache in der nordkoreanischen Devisenbeschaffungsindustrie.

 

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namibia auf dem weg nach windhuk

Die letzten Kilometer gehts wieder auf Asphalt

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Heroes`Acre – imposant aber geschlossen

Ab in die Kirche

Der Verkehr nimmt stark zu. Wir sind nicht mehr gewohnt, auf dreispurigen Straßen zu fahren. Es kommt, wie es kommen muss: Einmal nicht aufgepasst und schon sind wir falsch abgebogen. Wir kommen an einer Kirche vorbei und denken im ersten Moment, dass es sich um das bekannteste Wahrzeichen von Windhuk, die Christuskirche, handelt. Tschufi will sie sofort fotografieren und stellt das Auto in eine Parklücke. Wir wollten das Auto nicht unbeaufsichtigt lassen, sodass Isolde und ich im Auto bleiben. Schon eine Minute später kommt ein städtischer Parkplatzwächter und kassiert 80 Namibdollar Gebühren. Tja, wir sind nicht mehr in der Wildnis 😖. Nachdem er direkt vor unserem Auto steht und ständig den 200 m langen Parkplatz auf und abläuft, fühlen wir unser Auto in guten Händen und gehen auch zur Kirche. Wie sich herausstellt, handelt es sich um die St. Marien-Kathedrale. Nach ein paar Fotos fahren wir weiter zum Hotel.

 

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St. Marien Kathedrale in Windhuk

Kleine Schrecksekunde

Kurz vor dem Hotel dann ein kleiner Schreck. Ein Autofahrer, der uns überholt, hupt uns an und meint, die hintere Heckklappe sei offen. 😬 Die haben wir in der Hektik beim Suchen des Führerscheines vergessen abzuschließen und sie hat sich selbständig geöffnet. Normalerweise kontrollieren wir vor der Abfahrt mehrmals alle Schlösser. Dass uns das gerade in der Hauptstadt passiert, in der schon eher mal was gestohlen wird als in der menschenleeren Wildnis, ist schon leichtsinnig. Gott sei Dank fehlt nichts. 👍 Auf der anderen Seite wäre es unterwegs noch viel schlimmer gewesen. Da hätten wir das vermutlich erst nach 100 oder mehr Kilometern bemerkt. Durch die Schlaglöcher hätten die oben liegenden Rucksäcke herausfallen können. Die hätten wir nie mehr gefunden. 😡

Servus Toyota

Das Gardens Boutique Hotel liegt ruhig auf einem Hügel, hat einen Pool und ein kleines Restaurant. Wir bringen das Gepäck aufs Zimmer und wollen zuerst das Auto abgeben. Dank Google Maps sind wir auch in kürzester Zeit durch den Großstadtdschungel zum Autovermieter AfriCars. Gerade als wir auf den Parkplatz fahren, kommt auch Alex, der uns das Auto in Kasane übergeben hat, hergefahren. Die Abnahme des Autos erfolgt ziemlich schnell. Man sieht dem Auto an, dass wir keinen Schaden hatten und wie sorgsam wir mit ihm umgegangen sind. Anschließend sitzen wir im Büro und bekommen eine Gutschrift, bzw. eine Rückzahlung für die gebuchten, aber nicht bekommenen Schlafsäcke. Der ganz große Vorteil: Die Besitzerin und die Angestellte sprechen Deutsch, sodass wir alles schnell klären können.  Ich habe von AfriCars keine Vergünstigung bekommen. Ich nenne sie nur, weil wir hier hervorragend bedient wurden.

Wir werden dann mit einem kostenlosen Shuttle in die Innenstadt zur Christuskirche gefahren. Jetzt sind wir an der richtigen Kirche, dem Wahrzeichen von Windhuk. Gleich daneben steht übrigens auch das große Denkmal zur Befreiung Namibias, im Volksmund auch Kaffeemaschine genannt. Und dahinter die alte deutsche Festung, die langsam vor sich hinbröselt. Nach ein paar Fotos von der Kirche wollen wir in die Fußgängerzone.

 

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Das Wahrzeichen von Windhuk. Die Christuskirche

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Die Kaffeemaschine…🤣

Jonny, eine bewegende Geschichte

Gleich neben der Christus-Kirche wird Isolde von einem schwarzen Jungen angesprochen. Er möchte für sich und seine Großmutter etwas zu essen aus dem Supermarkt.

Bei uns allen kommt Mitleid auf. Da der Junge nicht, wie so viele, um Geld bettelt, sondern nur um etwas Essen, glauben wir ihm und folgen ihm in den Supermarkt. Was uns etwas nachdenklich macht: Er spricht ziemlich gutes Englisch und kommt eigentlich auch nicht ungebildet daher. Er will wissen, wo wir herkommen. Als wir Deutschland sagen, haben wir den Eindruck, dass das für ihn kein abstrakter Begriff ist und er wusste, wo das liegt. Er meint, das ist zu weit und zu teuer, da wird er nicht hinkommen. Woher kennt ein Junge, der auf der Straße lebt, das? Er kann sich gut ausdrücken und erzählt, dass er 8 Jahre alt ist und Jonny heißt. Er schläft unter einer Brücke und lebt auf der Straße. Seinen Vater kennt er nicht. Über seine Mutter wissen wir nichts. Johnny führt uns durch das große Einkaufscenter direkt in den Supermarkt. Er selber darf ihn alleine nicht betreten. Der Security lässt keine Bettler rein. Als er auf uns zeigt, darf er in unserer Begleitung den Supermarkt betreten. Wir sind sehr gespannt, was er alles kauft. Sollte er irgendwelche Lebensmittel holen, dann werden wir die bezahlen. Wir sind sehr überrascht, als er sofort ins Regal mit Maismehl geht und einen Sack in den Einkaufswagen wuchtet.

Das ist alles. Er ist mit einem Sack Maismehl zufrieden. Er wollte nicht mehr haben. Das hat uns so sehr beeindruckt, dass Kalle ihm sagt, er darf sich noch was heraussuchen. Wieder holt er keine Süßigkeiten, sondern einen Sack Reis. Kalle legt noch eine Zahnpasta und eine Zahnbürste in den Einkaufswagen und Isolde eine Packung Kekse, die neben der Kasse aufgeschichtet sind. Im Nachhinein reuen uns die Kekes und wir hätten vielleicht Äpfel hinzulegen sollen. Jonny hat uns sehr beeindruckt. Es hat uns gefreut, dass er so ehrlich ist und nur die notwendigsten Lebensmittel für sich und seine Großmutter gekauft hat. Als Tschufi an der Kasse noch ein Foto von ihm machen will, nimmt er die Mütze ab und lächelt in die Kamera.

Nach dem Bezahlen schiebt er den Einkaufswagen aus dem Supermarkt. Bis wir geschaut haben, ist er in der Masse verschwunden. Das Thema Jonny hat uns den ganzen Nachmittag und abends im Bett beschäftigt.

 

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Mit Jonny beim Einkaufen

Ohne Plan und Orientierung

Wir spazieren durch die Einkaufsmal und landen dann noch in der Fußgängerzone beim Glockenturm mit einigen Marktständen. Jetzt rächt sich die spontane Änderung bei der Autorückgabe. Eigentlich war geplant, zum Hotel zurückzukehren und in Ruhe einen (Stadt) Plan auszuarbeiten. Bei Kalle und mir ist der Akku am Handy fast leer. Isolde hat MapsMe nicht auf dem Handy und Tschufi die Karte von Namibia nicht heruntergeladen. Der Reiseführer erholt sich im Hotel. 🤢

Es ist inzwischen 15:30 Uhr und es wäre Zeit für ein Käffchen. Das im Reiseführer erwähnte Caffè am Zoo hat, warum auch immer, keinen Kaffee.

Noch ein bisschen koloniale Errinnerungen

Wenn schon keinen Kaffee, dann wenigstens etwas Kaubares hinter die Kiemen. Ähnlich wie die Schwarzwälder Kirschtorte in Swakopmund und der Apple-Fritter in Solitaire gehört Joe’s Beerhouse in Windhuk zum Pflichtprogramm aller Namibia-Touris. Es gibt keinen Reiseführer und keine Webseite über Namibia, die nicht darauf hinweist. Wieder so ein Hotspot, den man nicht versäumen sollte. Sind mal gespannt. Wir laufen direkt zu Joe’s Beerhouse, um ein frühes Abendessen und vor allem einen Platz zu bekommen. Der Weg führt an einer vierspurigen Straße entlang und wirkt nicht sonderlich einladend. Es geht weiter aus der Stadtmitte raus als gedacht. Was macht man ohne Karte auf dem Handy? Man fragt sich durch. Dabei stoßen wir immer wieder auf die deutsche Kolonialgeschichte.

 

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Wo laufen sie denn???🤣

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Überreste aus alter Zeit

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Wenn wir schon mal hier sind, schauen wir in unserer Filiale in Windhuk vorbei 🤣

Joe’s Beerhouse

Joe’s Beerhouse zeichnet sich durch seine Dekoration aus. Bambus- oder Holzhütten sind, wie schon mehrmals gesehen, mit altem Schrott und Sperrmüll dekoriert. Solitär und Roy`s Restcamp lassen grüßen. Es bietet schon was fürs Auge. Im Inneren sind die Wände mit hunderten von Jägermeisterfläschchen verkleidet.

Im Freien gibt’s für kurzfristige Gäste keinen Platz mehr, die sind seit Langem ausgebucht. Wir sitzen im Inneren einer Hütte an einem 10er oder 12er Tisch. Wir sind ziemlich durstig und müssen lange warten, bis wir unsere trockene Kehle befeuchten können.

Mein Steak ist kalt, Tschufis Steak war trocken und durchgebraten, sodass wir es bemängeln. Später kommt dann der Geschäftsführer und fragt, was los war, und entschuldigt sich. Wir bekommen, wieder nach längerem Warten, eine neue Portion. Das Essen war in Ordnung, im Brauhaus in Swakopmund war besser.

 

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Eingang zu Joe`s Beerhouse

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Platz ist in der kleinsten Kiste

Nach dem Essen warten wir an der Straßenseite vor dem Lokal auf ein Taxi mit einem System, das wir nicht kapiert haben. Es stehen ungefähr 10 bis 15 Leute in verschiedenen Reihen am Taxistand. Oft fährt das Taxi nach einem kurzen Gespräch mit den Wartenden leer weiter. Keine Ahnung warum. Als wir uns an einer der Reihen hinter drei Frauen anstellen, geht eine zum Taxifahrer und redet mit ihm. Dann kommt sie auf uns zu und sagt, wir sollen in das Taxi steigen. Wir sind überrascht und freuen uns. Hat sie das unseretwegen gemacht oder hat der Taxifahrer sie nicht mitgenommen, weil sie in eine andere Richtung will? Auf jeden Fall steigen wir zu viert in einen Nissan Micra ⁉️ ein und sind überrascht, dass wir alle Körperteile unterbringen. Nur, wie sollen wir nach vier Kilometern am Hotel jemals wieder aus der kleinen Kiste ohne Dosenöffner herauskommen? 😖

Ich bin schon sehr früh eingeschlafen und wache irgendwann auf, weil ich Stimmen höre. 👻 Nein, noch ist es nicht so weit, 😬 es waren Isolde und Kalle, die versuchen, online die Flüge einzuchecken. Kalle ist vorbeigekommen, da sie dafür ev. unsere Pässe benötigt. Auf dem Handy fliegt sie immer wieder aus der Seite. Als ich einigermaßen wach war, haben wir uns dann auf meinem Laptop eingecheckt. Hier ging es dann ziemlich schnell und problemlos.

 

 

Hier die Route auf Komoot

Route auf Komoot: https://www.komoot.com/de-de/tour/1560867695

 

Ich hab die Route auf Komoot aufgezeichnet, da auf GoogleMaps oft nicht alle Straßen, besonders die kleinen Nebenwege, dargestellt werden. Die Entfernungsangaben sind ziemlich realistisch. Da Komoot eine Wander- und Fahrrad-App ist, stimmen die Fahrzeiten nicht mit einem Auto überein.

1 Kommentar

  1. ….wie es Jonny wohl geht??
    Wäre schön wenn er den Absprung schafft- leider glaube ich’s nicht 🥲

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