
Nach der langen Anreise und einer erholsamen Nacht in gemütlichen Betten steht heute mit den Victoriafällen das erste Highlight auf dem Programm.
Das Frühstück besteht aus dem mitgebrachten Pulverkaffee und ein paar staubtrockenen Cracker. Da wir morgen vom Simbabwe nach Kasane/Botswana fahren, wissen wir nicht, welche Lebensmittel dort eingeführt werden dürfen und haben nur das Nötigste gekauft. Keine Angst, wir haben alle noch ausreichend Hüftgold und leiden nicht am Hungertuch
Nicht über die Grenze
Um 8.45 geht es mit dem Shuttle direkt zum Eingang der Victoriafälle. Bevor wir Eintritt bezahlen und den Park betreten, wollen wir von der Grenzbrücke nach Sambia einen Blick auf die Fälle werfen. Das Vorhaben scheiterte daran, dass die Pässe im Hoteltresor liegen. Obwohl die Grenze in der Mitte der Brücke liegt, müssen wir schon vor der Brücke ausreisen. Das geht auch in Afrika nur mit Pass. Als überzeugte, sparsame Schwaben hätten wir den kostenlosen Blick auf die Wasserfälle gern mitgenommen. Schade. Genau in der Mitte kann man sich bei Bungee-Jumping auf den Sambesi stürzen. Wer will, der soll. Damit unsere mitgeführten Blutdrucksenker nicht vorzeitig zur Neige gehen, lassen wir dieses Vergnügen aus.
Deftige Eintrittspreise
Beim Eintritt lassen sie sich hier nicht lumpen. Schlappe 50 $ pro Person darf der neugierige Touri für das nasse Vergnügen hinblättern. In unserem Reiseführer ist noch von 30 $ die Rede. Einheimische zahlen übrigen 7,50 $. Immer noch ein Preis, den sich wahrscheinlich nur wenige leisten können. Im Internet ist auch jetzt ein Jahr später (April 2025) auf fast allen Seiten noch der alte Preis von 30 $ zu finden.

Gequältes Lächeln bei den Preisen
Der Wettergott hat kein Erbarmen.
Ich nehme es mal vorweg. Der Wettergott ist heute nicht auf unserer Seite. Nachdem wir gestern noch bei teilweise blauem Himmel unterwegs waren, hängen heute die Wolken bis zu den Kniekehlen.
Wir laufen auf einem schmalen Pfad bis zum westlichen Ende des Parks und sind überrascht, wie schnell wir dort waren. Auf dem Weg dorthin steht die Bronzestatue des Entdeckers Livingstone. Am Ende des Parks gibt der Dschungel dann den ersten Blick auf einen tosenden Wasserfall frei. Was sehen wir? – NICHTS!!!!!

Von den Wasserfällen war fast nicht zu sehen

Die Kombination aus Regen und Gischt der Wasserfälle sorgt für sehr wenig Durchblick. Wir stehen wie im Dauerregen bei Nebel. Ohne Plastikumhänge wäre man hier in Sekundenschnelle bis auf die Haut durchnässt. Die Plastikumhänge werden am Eingang von zahlreichen kleinen Händlern ausgeliehen. Was das kostet, kann ich nicht sagen, da wir unsere eigenen nostalgischen Umhänge dabeihaben. Im Jahr 2005 besuchten wir die Niagarafälle. Auf den Booten „Maid of the Mist „waren diese Umhänge notwendig und bewahrten uns schon damals vor nassen Klamotten. Kaum 20 Jahre später waren sie genauso nützlich wie damals. Gut, dass wir nichts wegwerfen.
Keine Fotos?
Fotografieren ist nur mit dem Handy möglich. Auch das nur eingeschränkt. Das Display ist bei Dauerregen ständig nass und somit reagiert der Auslöser nicht. Nur mit ständigem Abwischen kann man Bilder schießen.
Bei meiner Kamera ist das Objektiv sofort voller Regentropfen. Zudem hab ich Angst um meine Kamera. Es wäre der Supergau, wenn sie schon am zweiten Urlaubstag im Dauerregen absaufen würde.

Regenkleidung ist Pflicht


Was oben reinläuft kann unten wieder raus
Schwachsinnige Ausrede
Tschufi und Kalle waren vor kurzem an den Iguazú-Wasserfällen in Brasilien und auf den Vergleich gespannt. Die Enttäuschung war riesengroß. Die Victoriafälle können nicht annähernd mithalten. Das liegt unter anderem an der sehr primitiven Infrastruktur des Parks. Nur am Anfang ein kleines Restaurant, sonst nichts. Nicht mal eine Sitzbank entlang der Wege. Die sind so schmal, dass man bei Gegenverkehr nicht nebeneinander laufen kann. Über den Zustand wollen wir erst gar nicht reden. Das könnte man noch verschmerzen, wenn eine Sicht auf die Fälle gegeben wäre. Hier im westlichen Bereich des Parks gibt der Dschungel nur an wenigen Aussichtspunkten einen Blick auf die Wasserfälle frei. Der Großteil wird von einem undurchdringlichen Urwald verdeckt. Die Parkverwaltung vertritt die These, dass man dem Besucher so die ursprüngliche tropische Pflanzenwelt inmitten der Wasserfälle besser vermitteln kann
Was für ein Schwachsinn ist das denn. Wer den Dschungel sehen möchte, geht in den Dschungel. Wer hier 50 $ Eintritt bezahlt, will die Wasserfälle sehen und nicht irgendwelche Pflanzen. Im östlichen Teil wird die Vegetation dann dünner und man hat endlich einen Blick auf die Wasserfälle. Was nach wie vor fehlt, um die Dimensionen der Fälle zu erkennen, ist ein Blick in die Schlucht.

Wegen was hab ich Eintritt bezahlt. Dschungel oder Wasserfall?

Nicht viel zu sehen
Seniorenbonus
Wir laufen bis zum westlichen Ende des Parks und lasen uns auf der einzigen Bank, die wir gefunden hatten, nieder. Hier hat man einen Blick auf die Grenzbrücke, die uns vorher verwehrt wurde. Im Rücken von uns, der Punkt mit dem schönsten Blick auf die Victoriafälle, steht ein lauter dröhnender Dieselgenerator. Er betreibt eine Seilwinde, an der man sich für teures Geld in die Schlucht abseilen lassen kann. Menschenmassen und Equipment lassen leider keinen Blick und auch kein Foto zu. Kommerz geht vor

Bungee Jumping auf der Grenze
Kleine Pause im Restaurant
Nach der kleinen Pause wandern wir zum Restaurant am Eingang und genehmigen uns einen kleinen Imbiss. Nicht ganz einfach, denn die Affen rund um das Gebäude warten nur darauf, dass sich jemand ein paar Schritte vom Tisch entfernt. Schwupps, ist das Essen weg. Trotz des Sicherheitspersonals, das die Tiere mit Schleudern und Stöcken vertreiben will, kommen immer wieder ein paar ganz clevere geschickt zu einem Imbiss.

Nach dem Essen sollst du Ruhen…
Es ist das einzige Restaurant im Park. Die Speisekarte ist mit ein paar Burgern, Pommes und Smoothies schon sehr übersichtlich. Die Qualität ist aber in Ordnung, allerdings braucht man schon etwas Geduld, bis man bedient wird. Wir sitzen eine Stunde im Restaurant und laufen nochmals zu den Fällen. Inzwischen hat der Regen aufgehört und es gibt zum Abschluss doch noch ein paar versöhnliche Fotos.

Fazit Viktoriafälle
Ich bin der Letzte, der den deutschen Besserwisser heraushängen lässt. Aber wer einen unverschämten Eintritt, der selbst für europäische Verhältnisse extrem hoch ist, verlangt, muss sich dann eben mit internationalen Maßstäben messen lassen. Hier fehlen leider Welten. Krumme, bucklige, schmale Wege, außer einem Restaurant kein Imbiss, keine Möglichkeit Getränke zu kaufen, keine Sitzgelegenheit und bedauerlicherweise auch oft kein Blick auf die Wasserfälle. Mit dem jetzigen Wissen würde ich den Park vermutlich nicht mehr betreten. Bei diesen Preisen ist ein Helikopterflug, der noch etwas teuer ist, die bessere Lösung. Aber wie gesagt, wenn man die Situation vor Ort nicht kennt und von hochauflösenden Fernsehbildern mit Drohne verwöhnt wird, liegt die Messlatte schon extrem hoch. Es wäre spannend, zu erfahren, in welchen Kanälen die Eintrittsgelder verschwinden. Im Park auf jeden Fall nicht. Ich hab im Netz zahlreiche Blogs gelesen, die ganz euphorisch über die Fälle schreiben. Ich kann das leider nicht nachvollziehen





Pause im Lookout-Cafe
Wir verlassen gegen 14:00 Uhr die Wasserfälle und wollen im empfohlenen Lookout-Cafe einen Imbiss zu uns nehmen. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Man sitzt hervorragend und hat einen tollen Blick auf die Sambesi-Schlucht und die Brücke nach Sambia. Der Kaffee und der Imbiss sind sehr gut. Nebenbei werden wir noch Zeuge einer Zip-Line -Fahrt über die Schlucht.

Pause im Lookout-Cafe

Blick auf den Sambesi
Mitten unter Elefanten
Am Schluss kommt fast etwas Hektik auf. Wir wollen noch zum Elephatswalk und dürfen den Shuttle nicht verpassen. Ein Shoppingcenter, in dem einheimische Designer und Künstler ihre Produkte anbieten.
Auf dem Rückweg vom Lookout Cafe steht plötzlich ca. 100 m neben dem Weg ein Elefantenbulle im Gebüsch. Wir sind genauso überrascht wie alle auf dem Weg. Ein Taxifahrer fährt mit dem Auto zwischen uns und dem Bullen. Er meint, wir sollen langsam weitergehen, in der Herde befindet sich ein Jungtier und man weiß nicht, wie sie reagieren. Er bleibt so lange stehen, bis wir in einer sicheren Entfernung sind. Die Herde zieht dann ganz gemächlich weiter. Es muss schon was Besonderes sein, denn auch die Einheimischen und die sonst so aufdringlichen Souvenirverkäufer bleiben stehen und schauen ganz gebannt zu den Elefanten. Scheinbar ist es nicht alltäglich, dass hier eine Elefantenherde die Straße überquert.

Elefanten mitten unter den Touris

Happy am Elephantswalk
Leider haben am Elephantswalk heute am Samstagnachmittag fast alle Geschäfte geschlossen. Uns bleibt nur ein Blick in die Schaufenster. Ein paar Künstler haben ihre Waren im Freien aufgebaut.
Einer der Verkäufer meint, wir können ruhig seine Ware fotografieren. Wir müssen auch nichts kaufen. Sein Name ist Happy, wenn wir seine Kunstwerke fotografieren sind wir happy und wenn wir happy sind, ist er auch happy. Der Elephantwalk ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Hier werden interessante und hochwertige Kunstgegenstände angeboten.

Souveniers am Elephantswalk

Nervige Zeitgenossen
Kaum ist man wieder auf der Straße, ist man von Souvenirverkäufer umringt. Alle wollen entweder Steinfiguren oder irgendwelche Schnitzereien verkaufen. Ihr Pech ist, dass hier unsere Reise beginnt. Wir können nicht schon am ersten Tag irgendwelche Gegenstände mitschleppen die dann im Auto eventuell dringen benötigten Platz weg nehmen. Wenn wir unsere Reise hier beendet hätten, wäre vielleicht der eine oder anderer Gegenstand im Wert von 5-10 $ in den Rucksack gewandert.
Leider begnügen sich die Männer nie mit einem Nein. Sie laufen die ganze Zeit nebeneinander her und versuchen immer wieder, auch nach dem zwanzigsten Nein noch etwas zu verkaufen. Hier kann einem schon mal der Geduldsfaden reisen. Kaum bist du einen los oder wechselst die Straßenseite, steht der nächste neben dir und das Spielchen beginnt von Neuem.
Unsere 20 Jahre alten (Niagara)Plastikumhänge könnten wir sofort an den Mann bringen. Sie sind leider unser einziger Regenschutz, den wir nicht schon am ersten Tage verschenken wollen. Für den Einheimischen ein lukratives Geschäft. Der wird für die Dauer im Park bei den Wasserfällen verliehen und wenn man den Park verlässt, wieder abgenommen.
Lustiges Warten
Nachdem der Elephantswalk geschlossen hatte, waren wir sehr zeitig an der vereinbarten Haltestelle des Shuttles. Wir sitzen noch keine zwei Minuten auf den Stufen vor dem Bankautomaten, als schon wieder ein Mann kommt und uns Steinelefanten verkaufen möchte. Um unsere Ruhe zu haben, gibt im Tschufi einen Dollar. Es scheint zu helfen. Er verschwindet um die Ecke. Leider bringt der Dollar nur eine kurze Auszeit. Ein paar Minuten später sitzt er schon wieder bei uns und schaut auf sein Handy. Trotz Armut hat hier jeder ein Handy. Als Isolde eine Zigarette anzündet schnurrt er eine Zigarette. Es sollte nicht bei einer bleiben. Als Nächstes versucht er uns, die Schuhe abzuschwatzen. Wir kommen lachend ins Gespräch. Als wir fragen, ob wir dann barfuß weiterlaufen sollen, grinst er und meint, in Afrika machen das alle. Nicht ernstgemeint zeigt er auf seine Flips-Flops und meint, dass er auch zu einem Tausch bereit wäre. Er erzählt dann, dass Simbabwe sehr teuer ist. Sie müssen zum Einkaufen nach Angola oder Sambia. In Victoria Falls, das von reichen Touristen lebt, können sich Einheimische nichts kaufen. Zum ersten Mal war es ein interessantes und lustiges Gespräch ohne aufdringliches Verkaufsgebaren zum Selbskostenpreis von zwei oder drei Zigaretten.
Eines der ärmsten Länder
Simbabwe war unter dem Namen Süd-Rhodesien bis 1997 eine britische Kolonie. Es war bis dahin das wirtschaftlich stärkste Land in Afrika. Unter Robert Mugabe der ein diktatorisches Regime aufbaute und die weißen Farmer vertrieb, wurde Simbabwe zu einem der ärmsten Länder Afrikas.
https://de.wikipedia.org/wiki/Simbabwe
Wieder zurück im Hotel sichere ich die Fotos auf einer Festplatte. Kalle unser Tourguide, liest sich in den Reiseführern auf den nächsten Tag ein. Bei Dämmerung spazieren wir zum Abendessen wieder ins MaKuwa-Kuwa Restaurant. Gut, dass wir reserviert haben, heute ist es bis auf den letzten Platz ausgebucht. Zurück auf dem Zimmer genehmigen wir uns noch ein Bettkanten-Bierchen das das wir zuvor im Supermarkt gekauft haben. Leider schmeckt es eher nach Nährbier als nach Bier. Schade. Die restlichen vier Dosen werden wir wohl dem Reinigungspersonal überlassen. Um 21:00 Uhr fallen wir mit unglaublichen Eindrücken todmüde ins Bett.
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