—- Erawan Wasserfälle, Si-Nakharin-Stausee, Kanchanaburi, Thailand, River Kwai —-
Als ich am nächsten Morgen die Türe meines Baumhauses öffne, stehen Wasserkocher, ein Tütchen mit dem hier unsäglich süßen Pulverkaffee und Mini-Muffins vor der Tür. Find ich Klasse.
Ich lass mir Zeit, genieße den Blick auf den Fluss und schreib meine Notizen.
Heute am Sonntag soll im Park der Teufel los sein. Nach dem Höllenfeuer von gestern brauch ich den Chef von „det janzen“ nicht auch noch.
Frühstück am River Kwai
Die Aussicht auf den River Kwai oder Mae Nam Khwae Yai, wie er in Thailand heißt ist schon toll.
Um 10.00 Uhr kommt die Vermieterin und will zusperren, da sie nach Hause fährt. Das Wochenendgeschäft ist gelaufen. Als ich meine Taschen vor das Zimmer räume, meint sie ich kann auf der Terrasse bleiben solange wie ich will. Das Angebot nehme ich an und bis 14.00 sitzen.
Irgendwann haben sich die acht Mini-Muffels von 8.00 Uhr so komprimiert, dass von oben wieder was dazu muss. Also rauf auf`s Rad und 200 m zum nächsten und einzigen Shop weit und breit.
Die haben ne Auswahl!!!!
Ich bekomme immerhin was zu trinken, einen ausgewachsenen Muffin und irgendein Gummibrötchen. Aus Frust schiebe ich noch ein Cornetto hinterher.
Mein Frühstücksplatz am River Kwai (Mae Nam Khwae Yai).
So gegen Mittag schleicht sich die Sonne langsam auf meinen rustikalen Sommersitz. Wenn der Planet schon stechen muss, dann kann er das auch auf dem Rad. Wer am Tag zuvor 80 km bei höllischen Temperaturen fahren kann, wird doch die fehlenden läppischen 10 auf einer Arschbacke runterstrampeln..
Das (Radler)Lebbe geht weider
Ich gestehe, der unbedingte Wille auf die roten Metallrohre zu steigen war nur unterschwellig vorhanden. Um nicht zu sagen sehr unterschwellig.
Aus dem Loose weiß ich, dass man im Park übernachten kann. Was macht der brave unwissende Deutsche. Er folgt den blauen Schildern Room-Reservation. Rechts die übergroßen Schilder, die unmissverständlich die Massen zu den Wasserfällen dirigieren. Geradeaus geht’s zum angeblichen Buchungspersonal.
Geradeaus heißt in meinem Fall fast senkrecht bergauf.
Die spinnen die Römer, in meinem Fall die Thais. Denkt da keiner an die Radler. Vorbei am Golfplatz (im Nationalpark) einer stillgelegten Tankstelle immer dem Schild nach. Am Ziel ist alles nur noch auf Thai beschriftet. Nix lateinische Schrift. Nach Ausschnaufen und Trinken gehe auf Verdacht durch eine Glastür.
Am Si-Nakharin-Stausee
Wasserfall gibt s hier weit und breit keinen. Ich bin am Ende der Straße am Si-Nakharin-Stausee gelandet.
Hier bin ich, wie schon die ganze Zeit, wieder mal der einzige Gast. Ein Zimmer, das ich nicht will kostet, 1500 Bath. Da mein Englisch genauso gut ist wie das der Angestellten, finden wir nur schlecht einen gemeinsamen Nenner. Aus purer Verzweiflung ruft sie irgendwo an und drückt mir ihr Handy am Ohr. Dass die Aktion zum Scheitern verurteilt ist, könnt ihr Euch denken. Ich leg dann mal auf und lass es laufen. Den Berg runter. Bergab scheint das komischerweise, viel kürzer zu sein???
Ich biege rechts ab und folge dem Schild zu den Erawan-Wasserfällen. Warum nicht gleich so. Gleich hinter dem Schild ist ein Essensmarkt. Dort bekommen der Muffin und das Cornetto vom Vormittag noch Gesellschaft in Form von gegrillten Würstchen und etwas Reis. 200 m weiter will ich, wie auf einem großen Schild angezeigt, 400 Bath für eine Eintrittskarte löhnen. Ich schiebe einen 500er rüber und bekomme 200 Bath zurück. Der Typ freut sich königlich über mein verdutztes Gesicht, als er mir mitteilt: Bicycle are free.
Das Headquarter
Nach einer kleinen Orientierungsfahrt finde ich, umringt von verschieden Lokalen das Headquarter. Hier will ich endlich ein Plätzchen für meine müden Knochen finden. Zu mieten gibt`s Bungalows in verschiedenen Größen und Preisklassen. Für mich alleine wäre so ein Häuschen erstens zu teuer und zweitens viel zu groß. Somit begnüge ich mich mit einem ebenfalls angebotenen Zelt. Die für die Buchung zuständige Dame ist aber so sehr mit „YouTube“ beschäftigt, das ich als Störfaktor rüberkomme. Kurz und schmerzlos füllt sie ein kleines Formular aus, kassiert, meinen Pass und will mich mit dem liebevollen Wort „Campground“ schnellstmöglich loswerden. In der Kürze liegt die Würze. Mehr als drei Worte wurden hier nicht gesprochen.
Campground – Zeltplatz am River Kwai
Nächtliche Aussicht aus dem Zelt
Der Campingplatz
Der Campground bei den Erawan Wasserfällen ist ca. 400 m weiter über einen schmalen Steg zu erreichen und liegt direkt am River Kwai. Dort kann ich Isomatte, Decke, Kopfkissen und Schlafsack mieten. Aufgrund der letzten sehr warmen Nächte bin ich mit einer Matte und einer Decke zufrieden.
Ein Kopfkissen bastle ich mir aus meiner Jacke und dem T-Shirt. McGayver wäre stolz auf mich gewesen.
Jetzt Essenfassen und Changen. Pech, kein Alkohol im Park, kein Chang, kein Netz, kein Bett. Heute sehne ich mich zum ersten Mal nach einer Couch und dem Tatort.
Ich bekomme dann doch noch die Info dass im Headquater das WLAN frei ist. Also packe ich wieder meinen Hausrat und radle die 400m zurück. Wenn du alleine im Zelt bist, ist es schwierig dein persönliches Hab und Gut sicher einzusperren. Ich kennt das aus Winnetou, da schleichen sich die Bösen von hinten ans Zelt, scheiden es auf und mir bleibt dann nur noch die Unterhose, die ich am Körper trage. Neeee, mit mir nicht. Alles Wichtige kommt in den Rucksack und vom restlichen Plunder hoffst du, dass es niemand brauchen kann.
Auf der Bank vor dem Headquarter wird das aufkeimende Heimweh mit ein paar Apps, mit Frau und Tochter, bekämpft, dann verkrümle ich mich unter meiner Plastikfolie. Ich bin eigentlich zu allem zu müde. Es ist erst 18.30 Uhr aber nach dem sich hier das Freizeitangebot auf einen Blick zum Fluss reduziert, lege ich mich schlafen. Durch die gestrige Höllenfahrt bin ich derart ausgelaugt das ich 12 Stunden schlafe. Musste nur zwischendurch mal meinen dünnen Schlafsack und die Jacke holen weil es diese Nacht so Arschkalt war. Dabei gibt`s noch ein paar Fotos aus dem offenen Zelt, dann schlafe ich weiter.
So ausgeschlafen könnte ich vor lauter Kraft den Wasserfall gleich hoch schwimmen. Doch zuerst wird wieder die ganze Aussteuer in den Rucksack gepackt, um 200 m die Beißerchen zu putzen.
Cappuccino-Sucht
Am Anstieg zum ersten Fall stelle ich mein Rad neben eine Kaffeebude und bestell, damit die Dame ja vielleicht ein besonders Auge drauf wirft noch einen Cappu, der leider nur grottenschlecht war.
Apropos Kaffee: Hier hat sich einiges getan. Bei unseren letzten Besuchen vor 12 Jahren war der Kaffee auch in den besseren Hotels so schlecht, dass sogar ich kurzzeitig ins Teelager gewechselt bin. Jetzt bekommt man, abgesehen von dem pappsüßen Pulverkaffee, fast überall guten Kaffee. In Nam Tok auf dem Markt konnte ich zusehen wie der Cappuccino im Handbetrieb, wie beim Italiener aufgebrüht wurde. Genau so hat er dann auch geschmeckt. Das Ganze für 45 Bath.(1.13€) Bei McDonalds kassieren sie für thailändische Verhältnisse richtig ab. 105 Bath (2.65€) Zum Vergleich: Eine Portion Hähnchen mit Reis kostet im Lokal zwischen 60 und 80 Bath.
Ich schweife ab.
Erawan Wasserfälle
Jetzt aber ab ins Wasser. Die ganze Tour beinhaltet insgesamt sieben Wasserfälle. Kurz hinterhalb meiner verunglückten Cappu-Rast muss ich ein Pfand für Plastik-Getränkeflasche bezahlen. . Die Flasche wird gekennzeichnet und du bekommst das Geld (20Bath) bei der Rückkehr wieder zurück. Somit will die Parkverwaltung das Müllproblem, mit den wie in Asien üblich, achtlos weggeworfenen, Plastikflaschen in den Griff bekommen. Es funktioniert, ich habe auch wirklich nirgend außer ein paar „zweibeinigen“, keine Flasche gesehen. Wasser solltest du aber unbedingt mitnehmen. Es ist unwahrscheinlich schwül im Dschungel.
Schwimmen unter dem Wasserfall
Bis zum dritten Wasserfall ist alles mit betonierten Wegen schön ausgebaut. Ab dem Vierten wird das schon ein ganz schöne Kraxlerei .
Ab dem vierten Wasserfall wird es anstrengend
Festliche Kleider- den Geistern geopfert.
Feinschmecker
Sobald die Betontreppen enden reduziert sich der Touriauflauf merklich. Beim vierten Wasserfall stecke ich meine Füße ins Wasser und sofort kommen kleine Fische und knabbern daran. Kitzlig darf man nicht sein. Neben mir sitzt eine Frau mit eindeutig Württemberger Akzent. Als ich meine bayrischen Haxen ins Wasser stecke, sind bei ihr alle Fische weg und hängen an meinen Füßen. Richtige Feinschmecker.
Futter bei die Fische— Richtige Feinschmecker
Ich genieße das und sitze bestimmt eine halbe Stunde „bei die Fische.“ Es ist schon wieder ziemlich schwül und ich überlege, ob ich wirklich bis zum Siebten und letzten Fall gehen soll. Beim Sechsten hast Du zwei Möglichkeiten. Über den Felsen klettern oder durchs Wasser. Mit Crocs eine rutschige Angelegenheit. Ich hab schon mal ne nagelneue Kamera im Urlaub nach einer Woche zum Tauchen geschickt. Das bisschen Wasser schlucken hatte die nicht vertragen. Als ich eine ältere Thai mit ihren Sandalen sehe, kommt mein Stolz zutage und ich schlittere durch das Wasser. Natürlich bin ich Schussel gestolpert. Ist aber gerade nochmals gut gegangen.
Ab hier wird es richtig rutschig
Wenn die mit diesen Schuhen durchkommt, dann schaff ich das auch
Der Rückweg geht viel besser als erwartet. Unten neben meinem Fahrrad sitzen die Württemberger. Wir ratschen noch ne halbe Stunde garantiert Hochdeutsch, dann ist bei mir Essen fassen angesagt.
Der Bus nach Kanchanaburi
Gerade fertig kommt auch schon der Bus nach Kanchanaburi. Im Bus, neben dem Headquater hab ich noch WLAN und buche auf dem Handy schnell noch ein Bettchen für heute Nacht. Das war ne Buchung auf den letzten Meter. Der Bus fährt los, ich bekomme die Buchungsbestätigung und hab 15 m weiter kein Netz mehr.
Im Bus geht es zurück nach Kanachaburi
Handy zum Dritten
Ich hab ja ne Handykarte aber keinen Empfang. Das soll sich jetzt ändern. In Kanchanaburi ist am Busbahnhof ein Samsung-Shop. Denen drück ich jetzt mein Handy in die Hand. Wenn die es nicht schaffen den Datentarif zu aktivieren, dann wird das Ganze als Fehlkauf abgehakt. Auch hier wühlen sich zwei Angestellte bis auf die innersten Innereien in mein Handy. Und tatsächlich. ES GEHT. Warum das bei mir so kompliziert war, weiß ich nicht. Im Internet gibt`s Tausende von Tipps wie das in Sekunden zu schaffen ist.
Im Hotel angekommen hol ich mir zuerst im 7eleven ein Bierchen und ratsche dann mit einer jungen Holländerin.
Sonnenuntergang am River Kwai
Da ich dringend Bürokratie erledigen muss, Blog und Fotos überspielen, hänge ich noch einen Tag dran. Das mit den Fotos erweist sich als Problem. Bis die Datenmenge bei Google auf der Cloud ist, bin ich in Rente. Hier muss ich mir was anderes überlegen.
Auch das Tablet, mit einem viel zu kleinen Arbeitsspeicher, kann die Datenmenge nicht verarbeiten. Hier bleibt wahnsinnig viel Zeit hängen die ich mit Besichtigungen oder radeln sinnvoller verbringen könnte. Muss mal irgendwo an einen PC und die Daten vernünftig sichern.
Am Nachmittag radle ich nochmals zum Soldatenfriedhof. Gleich nebenan ist das Art Gallery an War Museum. Der Besuch ist unbedingt zu empfehlen. Hier werden noch ausführlicher als auf dem Hellfire-Pass die Brutalitäten beim Eisenbahnbau dargestellt.
In der Nähe der Brücke befindet sich das Wold War II and JEATH Museum. Das kostet nur ein paar Cent Eintritt und ist auch nicht mehr Wert. Hier gibt´s unter Zentimeterdicker Staubschicht nur Gerümpel zu besichtigen.
Am Abend öffnen dann auf der Zufahrtsstraße zur Bücke die Bierkneipen und Bars mit den englischen oder spanischen Fußballspielen auf riesigen Bildschirmen und natürlich einem Angebot an leicht bekleideten Mädchen.
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