Von Chiang Mai zu den heißen Quellen von Chiang Dao

 Von Chiang Mai zun den heißen Quellen von Chiang Dao

—- Thailand, Chiang Mai, Chiang Dao —-

 

Eigentlich sollte die Tour langsam beginnen. Aber die heimelige Atmosphäre bei Linda und noch ein paar kleiner Reparaturen am Rad dienen als Ausrede für einen weiteren Tag in Chiang Mai.

Tacho-Montage

Nach dem ich mich gestern noch mit Holger wegen des Tachos getroffen hab, muss ich ihn gleich noch montieren, den Morgen soll endlich losgehen.

Dazu muss der Sockel gedreht werden. Das sind die winzig kleinen Schrauben auf der Rückseite.
Natürlich hat man auf so einer Reise mindestens 1000 verschiedene Schraubenzieher dabei. Aber für so einen kleinen Tachowendeschraubenzieher hat es wieder mal nicht gereicht.

Schnell noch zum Fahrradhändler der hat doch alles. Denkste, er zuckt mit der Schulter und schüttelt den Kopf. Auf dem Rückweg sticht mir ein Optiker ins Auge.(symbolisch) gleich rein ins Geschäft und mit Händen und Füßen mein Problem geschildert. Fünf Minuten später ist der Tacho zur Montage bereit. Als höflicher Europäer frage ich was das kostet. Nichts, er bedankt sich dafür er mir helfen konnte.

Thai-Massage

Am Abend gönne ich mir zum ersten Mal ne Thai-Massage. Die wird in der Touri-Hochburg Chiang Mai an allen Ecken und Enden angeboten und kostet zwischen 200 und 250 Bath (ca.5€) die Stunde. Mitunter am besten ausgebildet sind die bei „Lila Massage.“ Das sind ehemalige weibliche Strafgefangene die im Rahmen der Resozialisierung eine intensive Ausbildung erhalten. Die betreiben in Chiang Mai in der Innenstadt inzwischen vier Massagesalons und sind ständig ausgebucht. Ich hatte Glück und bekam nach ein paar Minuten warten einen Termin.

Als ich das letzte Mal vor 14 Jahren in Thailand war, hatte ich das als angenehm in Erinnerung. Vielleicht liegt es an den alten Knochen, oder daran weil man „hald gschderrirg wird“. Vergnügen war das keins. Ich dachte, meine Waden hätten durch das Radln eine gewisse Festigkeit. Da kann die drücken und kneten, wie die will. Der brechen an meinen gestählten Waden höchsten die Fingernägel. Schwer getäuscht. Das kann ganz schön wehtun. Wenn sie dir dann auch noch das Knie ins Kreuz drückt und nach hinten zieht, da fühlst du dich nur noch als Turnbeutelvergesser oder Warmduscher. Auf Koh Chang hatte ich später die touri-vertäglichere Variante genossen.

Mit etwas Unbehagen geht`s jetzt endlich los.

Jetzt gehts los.

Am nächsten Morgen geht’s los. Ich werde von den Gästen noch verabschiedet. Sie drücken ihre Bewunderung aus die mir gut tut und etwas Mut macht. Ganz so taff wie ich tu bin ich nämlich nicht. Aber das kann ich gut verbergen. Hatte ich bei meinen Touren am Schluss immer wieder eine Anlaufstelle, geht’s jetzt an einem Stück weiter. Eine Übernachtung vorbuchen möchte ich nicht, da ich nicht genau weiß, wie weit ich komme. Auf der anderen Seite gibt so eine Buchung natürlich die Sicherheit eines garantierten Schlafplatzes. Bisher hab ich immer was gefunden, dann wird es heute schon auch klappen. Zu Not kann ich immer noch bei booking.com oder agoda.com was buchen. Ist dann in der Regel zwar etwas Hochpreisiger aber immer was zu bekommen.

Mein nächstes Bett, das ich gestern noch bei Komoot eingespeichert habe liegt in in 80km Entfernung in Ciang Dao und hat auf den letzten 10 km einige Steinigungen. Ich verlasse Chiang Mai auf einer vierspurigen Bundesstraße. Das geht wegen des breiten Seitenstreifens ganz gut. Ist aber unwahrscheinlich laut.

Irgendwann nach ca. 15 km schaue ich auf dem Navi, ob nicht auch eine kleine Seitenstraße zum Ziel führt. Und siehe da, mit vielleicht 3 -4 km Umweg kann ich auf den nächsten 20 km ganz ruhig durch die beschauliche Landschaft radeln, bevor es wieder auf die Bundesstraße geht.

Leider fehlt mir heute die innere Ruhe um die Landschaft ausgiebig zu genießen. Ich will schon am Ziel sein, bevor es losgeht.

 

Auf dem Weg nach Ciang Dao

Thailändische Idylle auf den Nebenstraßen
Turbo-Bananen-Rast

Die drei von der (Cappu)Tankstelle

Bei km 40 kommt für Thailand eine außergewöhnliche saubere Gaststätte, die von drei älteren Damen betrieben wird. Das Besondere ist der grüne Rasen und die gemütlichen Gartenstühle, die ich in Thailand so noch nie gesehen habe. Meist sind es staubige Bretterbuden, die mit Folie abgedeckt sind und ein paar wacklige Plastikstühle, die bei europäischem Gewicht leicht in die Grätsche gehen. Hier gönne ich mir dem ersten Cappuccino. Cappu haben sie alle, auch wenn viele nicht wissen, was das ist. So auch bei den drei betagten Mädels. Um aus der Cappu-Nummer raus zu kommen, zeigen sie mir einen Kaffeebecher. Wenn du dann ja nickst, kommt ganz gewöhnlicher Kaffee rein. Sie hat dich gefragt und du warst einverstanden. Dem Hunger beuge ich mit 6 Frühlingsrollen vor.

Anschließend werden noch für 15 Minuten die Augen gepflegt. Geweckt werde ich durch eine laute Pumpe und kann mich mit verschlafenen Augen gerade noch in Sicherheit bringen. Von einem Tank-Lkw wird mit einem kräftigen Strahl, dem eines Feuerwehrschlauches gleichend, der Rasen gegossen. Dabei ist der Thai nicht zimperlich. Das bisschen Wasser trocknet gleich wieder. Mir wäre so eine Dusche egal gewesen aber ich bin überzeugt, dass meine Kamera und mein Handy hier anderer Meinung waren.

Idyllischer Platz bei den drei von der (Cappu)Tankstelle
Gleich gehts los
Wasser Marsch

Ich fahr dann weiter. Schon nach 6 Kilometer geht mir die Kraft aus und ich bekomme weiche Knie. An einer Bushaltestelle gebe ich mir wieder ein paar von diesen Minibananen und lege ich mich für ein paar Minuten hin. Die Dinger wirken wie schon letztes Mal als Turbobananen. Die werden für so ne Tour genauso wichtig wie Wasser und sollten immer im Gepäck sein.

Black Cat in Chiang Dao

Mein Etappenziel ist Chiang Dao. Dort will ich für 300 Bath im Black Cat übernachten. Eine sehr einfache aber sehr saubere Bleibe mit Gemeinschaftsklo und Gemeinschaftsdusche. Das Mädel am Tresen ist für Thais sehr geschäftstüchtig.

Wenn du in Thailand ein Zimmer anmietest, füllt die Person am Tresen das Formular aus und drückt dir den Schlüssel in die Hand, das Zimmer musst du selber suchen. Hier werde ich zum Zimmer hinter dem Haus geführt. Wenn du irgendwo zum Essen gehst oder eine Cappu bestellst, bekommst du das umgehend. Nur sitzt dann der oder diejenige wieder auf seinem Stuhl und hackt auf sein Handy ein oder schaut im Fernseher eine der unsäglichen Schnulzen. Da kommt in der Regel niemand auf die Idee zu fragen ob du noch, was willst. Das Mädel hier hat`s drauf. Sie spricht flüssiges akzentfreies Englisch und schon beim Ausfüllen der Anmeldung stellt sie mir ein Wasser und ein Bier hin, das bevor es den Magen erreicht schon in meiner trockenen Kehle verdunstet.

Ich bin müde und fertig und will eigentlich nur noch schlafen, muss aber unbedingt noch was essen sonst komm ich morgen nicht in den Sattel. In Fünf Km Entfernung befindet ich mit dem „Nest 1 ein Restaurant der Spitzenklasse, das mir von Bikern (die mit Motor) bei Linda empfohlen wurde. Ich bin aber viel zu müde um noch mal 5 km zu radeln. Das merkt meine geschäftstüchtige Vermieterin und bietet sofort ne Pizza an. Ich bekomme dann ne Margarita im rustikalen Thaistyle.

Das Angebot ist für eine kleine Landkneipe hervorragend
Die alte Pfaff-Nähmaschine ist auch in Thailand noch ein Hingucker
Einfach aber sauber

Die heisen Quellen von Ching Dao

Es ist 18.30 Uhr, es wird langsam dämmrig und ich sehne mich nach der Matratze in meinem Zimmer. Die Vermieterin schlägt vor dass ich zu den ‚hot springs‘ fahren soll. It´s beautiful. Ich bin nicht allzu begeistert denn ich weiß, dass bei Thailändern fast alles beautiful ist. Ich erkläre ihr in kurzen Sätzen, ok, es waren eher ein paar Wortbrocken, das ich 80 km geadelt bin und nicht mehr weit fahren möchte.

Das Weib gibt keine Ruhe. Wahrscheinlich denkt sie, so wie der müffelt lass ich den nicht auf meine Matratze. Der soll sich zuerst mal gründlich seinen Dreck einweichen.

Angeblich sind es nicht mal 3 km. Jetzt werden die Handys gezückt und auf Google Maps das Ziel festgelegt. So kann sich auch der sprachbegabte Touri nicht verfahren. Zur Erinnerung in, Thailand dauert die Dämmerung höchstens eine halbe Stunde. Kaum aus dem Bereich der Straßenlampen entkommen fahre ich nur mit Stirnlampe als Lichtquelle auf einer holprigen Straße durch thailändischen Dschungel. Es ist stockdunkel oder wie der Schwabe sait: Kuahranzanacht.

Stimmen aus der Dunkelheit

Ich denke mehrmals ans Umkehren aber nach dem es nur, einen Weg gibt, wird er mich schon hinführen. Außerdem treibt mich auch die neugierig vornan. Irgendwann stehe vor einer Schranke und es ist Schicht im Schacht. Als ich mit einem komplizierten Wendemanöver meinen RR wieder in die Richtung bringe, aus der ich gekommen bin, höre ich leiste Stimmen aus der Dunkelheit. Dort am Fluss bewegt sich was. Mitten im Dschungel sind hier Betonringe aufgestellt, in die heißes schwefelhaltiges Wasser reinläuft. Die Ringe sind untereinander gestaffelt und der Überlauf füllt immer den nächsten Ring. Somit kommen, wie bei uns in der Sauna verschiedene Temperaturbereiche zustande. Das Ganze ist aber nicht gepflastert oder asphaltiert, nein man quält sich barfuß über die Flusssteine. Für Thailänder kein Problem, aber für europäischen Gummisohlenläufer eine mittelfristige Herausforderung.

Come in it`s clean

Ich schau dem Ganzen ziemlich lange zu. Als ich mich ausziehe und immer noch etwas dumm aus der, mit einer Badehose inzwischen spärliche Wäsche schau, erbarmt sich eine Frau und gibt mir ne Gebrauchsanweisung. Sie zeigt mir einen sogenannten Einsteigerring. Come in, its clean and not to hot. Ich sitze dann 30 Minuten in dem Ring und beobachtete die Szene. Im Prinzip ist das Sauna auf Thai. Nach dem heißen Bad geht man in den kalten aufgestauten Fluss und liegt sich dort für ein paar Minuten ins Wasser. Dann folgt der nächste Durchgang.

Romantisch

Jetzt was für Romantiker. Während ich im warmen Betonring sitze, geht der Mond auf. Wir haben Vollmond, über mir ein gigantischer Dschungelbaum und noch Sterne am Himmel. Wenn das nichts ist!!! Ich genieße das mindestens eine Stunde. Inzwischen kommen immer mehr Thais mit einem Plastikeimer. Sie stehen neben die mit heißem Wasser gefüllten Ringe und waschen sich mit Shampoo die Haare um sie dann im Fluss zu spülen. Badetag in Thailand.

Ich könnte ewig hier sitzen. Aber irgendwann holen mich die heutigen Kilometer ein und ich werde müde. Wieder geht es drei Kilometer, diesmal mit Vollmondbeleuchtung, zurück, wo ich dann innerhalb von wenigen Minuten tief und fest schlafend auf der Matratze liege.

Leider ließen sich die heißen Quellen bei Dunkelheit nicht fotografieren. Darum gibt es nur ein paar unromantische Fotos vom nächsten Morgen.

Einfach aber sauber
Etwas Fantasie bitte…..- Wenn dann über den Bäumen der Vollmond aufgeht…………

 

Danke für den tollen Tip, Miss Black Cat.

 

Hier die Route auf Komoot

15 Rad: Thailand – Chiang Mai – Chiang Dao (Hot Springs) – https://www.komoot.de/tour/1398466953

Route komplett

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Alle auf dieser Seite genannten Produkte, Hotels, Veranstalter usw. wurden von mir selber bezahlt. Ich habe keine Vergünstigung erhalten.  Sollte es Produkte geben, für die ich eine Provision bekomme, sind die mit einem Werbehinweis versehen.

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